Interessante Jugendfantasy mit gelungener Verknüpfung der Gegenwart zu einer alten Legende

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antjemue Avatar

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Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters musste der 12-jährige Jax zu einem von seinem Vater bestimmten, erst 18-jährigen Vormund ziehen, der als Solcher überhaupt nicht geeignet scheint. Nun lebt er der Junge bereits seit 4 Monaten dort und versorgt sich größtenteils selbst. Gleichzeitig macht er regelmäßig Besorgungen für eine, schon etwas verwirrt scheinende, ältere Nachbarin, die der festen Überzeugung ist, dass sie ihr Haus mit einem Geist teilt. Seinem Vormund Riley ist er in dieser Zeit kein Stück nähergekommen und dieser hat noch nicht mal seinen 13. Geburtstag auf dem Schirm.

Als Jax am Morgen nach diesem Geburtstag erwacht, ist die Stadt wie leergefegt. Menschen und Tiere sind verschwunden und der Himmel sieht eigenartig aus. Es gibt auch keinen Strom, keine funktionierenden Uhren und alles ist totenstill. Jax scheint völlig allein zu sein, sucht verzweifelt nach anderen Lebewesen und malt sich dabei verschiedenste, ihm aus Filmen bekannte Horrorszenarien aus. Um sein Überleben zu sichern, tut er sogar etwas, was er normaler Weise verabscheuen würde. Als er nach einem langen einsamen Tag erschöpft ins Bett fällt, befürchtet er noch, der letzte Mensch auf Erden zu sein.

Diese Befürchtung wird zwar am nächsten Tag zerstreut, denn es geht normal weiter und er könnte fast glauben, dass er das alles nur geträumt hat. Doch in seinem Zimmer gibt es Beweise für das Geschehene und als es dann eine Woche später erneut geschieht, muss Jax feststellen, dass er doch nicht alleine ist. Ausgerechnet sein bescheuerter Vormund ist ebenfalls anwesend und eröffnet ihm, dass er ein Wechsler mit magischem Talent ist. Riley versucht auch, ihm die Bedeutung des achten Tages zu erklären. Da Jax sich jedoch überrumpelt fühlt und mit diesen Erklärungen nicht zufrieden ist, forscht er selbst im Internet nach.

Dabei ist er jedoch extrem unvorsichtig und auf einmal wird es gefährlich. Aber nicht nur für ihn. Auch das Mädchen Evangeline, eine der letzten Nachfahren des sagenumwobenen Zauberers Merlin, die nur an diesem 8. Tag der Woche, versteckt und bislang ohne Kontakte zur Außenwelt im Haus der Nachbarin lebt und mit der er sich, trotz Rileys Bitte, sie in Ruhe zu lassen, anfreundete, sein Vormund und eigentlich die gesamte Menschheit, schweben plötzlich in großer Gefahr…

Von Anfang an konnte ich diesen Auftakt einer neuen Fantasy Reihe, der aus meiner Sicht sehr gelungen die Gegenwart mit einer alten Legende verknüpft, leicht und flüssig lesen. In einfacher aber trotzdem sehr bildhafter Sprache wird in der dritten Person erzählt. Meistens aus der Perspektive von Jax, gelegentlich aber auch aus der von Evangeline. Längen empfand ich beim Lesen zu keiner Zeit.

Es machte mir großen Spaß, mich in dieses temporeiche und spannende Abenteuer zu vertiefen, dabei die verschiedenen Charaktere kennenzulernen und die Gründe zu erfahren, warum und von wem dieser zusätzliche Wochentag vor so vielen Jahrhunderten mittels eines starken Zaubers erschaffen wurde. Ein bisschen komplizierter wurde es, als die Erklärungen zu den Sippen und den verschiedenen Bündnissen innerhalb dieser magischen Zeitebene gegeben wurden. Aber auch hier konnte ich den Ausführungen letztendlich problemlos folgen.

Sehr gut gefiel mir, dass bei den Sympathieträgern die Begriffe Anstand und Ehre auch in der heutigen Zeit noch hochgehalten werden. Und natürlich fieberte ich mit ihnen, in den für sie brenzligen oder sogar hochgefährlichen Situationen. Es gab die eine oder andere unvorhergesehene Wendung, Widersacher, von denen ich sofort wusste, dass sie gefährlich sind und auch Charaktere, von denen ich mich bis zum Schluss fragte, was ich denn von ihnen halten soll. Insgesamt bin ich begeistert.

Obwohl die Geschichte in sich erst einmal abgeschlossen ist und auch nicht mit einem fiesen Cliffhanger endet, bietet sie definitiv genügend Potential für eine Fortsetzung. In den Verlagsinformationen ist sogar von einer Trilogie die Rede. Der zweite Teil, mit dem Untertitel „Im Zeichen des Inquisitors“, ist bereits angekündigt und soll am 2. Mai 2024 erscheinen. Auf meiner Merkliste steht er und ich freue mich schon jetzt auf ein weiteres Leseabenteuer mit den mir im Laufe des ersten Teils lieb gewordenen Protagonisten.