Der Ahnhof

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linus63 Avatar

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Mathilde, die die Gabe hat, Dinge wahrzunehmen, die andere nicht bemerken, wird von ihrer Base Daniela gebeten, einen alten Bauernhof auszupendeln, in dessen Nähe immer wieder Menschen vermisst werden. Entsetzt durch das Grauen, das sie dort wahrnimmt, bittet sie Kommissar Brunner um Informationen über die Vermissten. Gemeinsam mit dem Journalisten Robert Walcher, ihrem Arbeitgeber, beginnt sie zu recherchieren ....

Den Einstieg in diesen Krimi finde ich etwas mühsam. Auch wenn die Brutalität und Grausamkeiten Korbachs sehr gut dargestellt werden, zieht sich die Geschichte des Hütebubs ein wenig in die Länge. Doch danach liest sich der Krimi leicht und (auch für Nicht-Allgäuer) meist flüssig. Überwiegend kurze Kapitel mit bezeichnenden Titeln unterstützen den Lesefluss.

Die Charaktere sind leider recht flach gehalten, was daran liegen mag, dass Walcher und Mathilde schon mehrmals in anderen Bänden in Erscheinung getreten sind. Da dies aber mein erstes Buch in dieser Reihe ist, hätte ich gerne ein wenig mehr über diese beiden außergewöhnlichen Menschen erfahren. So treten sie mir nur als sympathische, leicht schrullige Individuen gegenüber.

Sowohl Handlung, als auch Motiv sind einfach gehalten. Lediglich am Ende wird kurz versucht, das Motiv durch verschiedene Ansätze zu erklären und damit den Anspruch etwas aufzuwerten. Die Spannung ist mäßig und stellenweise ist die Handlung etwas zäh. Hauptsächlich hat mich an diesem Buch die Atmosphäre gefesselt. Die Beschreibung des Allgäu, die immer wieder in Mundart eingeflochtenen Sätze, Veranstaltungen wie die Kundgebung der Initiative "Lebensraum Allgäu", ja, sogar der Versuch der Selbstjustiz (mit Abstrichen!) erzeugen eine ganz eigene, aber mir sympathische Stimmung. Der mystische Aspekt, der die heutige Handlung einrahmt und während des ganzen Krimis im Hintergrund lauert und von Zeit zu Zeit durch Träume oder Visionen durchkommt, passt hierzu ausgezeichnet und rundet das Ganze auf.
Was mir hingegen nicht zusagt, ist die extreme Brutalität Korbachs, die kollektive Angst vor ihm und gegen Ende seine anscheinende "Übermenschlichkeit". Das finde ich überzogen und weniger wäre hier meiner Ansicht nach mehr und glaubwürdiger. Weiterhin erschließt sich mir nicht der Sinn manches Nebenschauplatzes und mancher Person, weshalb ich davon ausgehe, dass sie lediglich auf der Bildfläche erscheinen, um die Handlung ein wenig umfangreicher zu gestalten und den "Allgäuer Flair" zu veranschaulichen.

Alles in allen jedoch hat mich dieser Krimi, der vor allem durch seine Atmosphäre und seinen mystischen Einschlag besticht, gut unterhalten.