Übersinnliches im Allgäu

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combatwombat Avatar

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"Der Ahnhof" ist Rangnicks siebtes Werk, aber, wie ich zugeben muss, sein erstes, das den Weg in mein Bücherregal gefunden hat.

Im Prolog werden wir ins Jahr 1902 versetzt. Der kleine Josef wird auf das Gut der Korbachs geschickt, um als Hütejunge ein wenig Geld zu verdienen. Allerdings wird er sehr unfreundlich aufgenommen, und es dauert nicht lange, bis die erste Katastrophe passiert.

Dann springen wir in die Gegenwart. Seltsame Dinge geschehen wieder um den Korbach-Hof, und Robert Walcher versucht gemeinsam mit seiner Haushälterin und einigen anderen Unterstützern aufzuklären, welche Geheimnisse die Familie Korbach verbirgt, wobei sich alle in eine nicht ungefährliche Lage begeben.

Der Krimi ließ sich sehr flüssig lesen. Die Passagen, in denen Mundart verwendet wurde waren gut verständlich, und für den Notfall gibt es ein Glossar auf den letzten Seiten, und auch dass ich bisher noch keine Krimis von Rangnick kannte, stellte kein Problem dar. Ich hatte nach der Leseprobe ein paar Bedenken, dass das Buch zu sehr ins Mystische abdriften könnte, was aber nicht bestätigt wurde. Mathildes Vorahnungen wirken zwar teilweise etwas befremdlich, aber nicht zu überzogen. Auch die Landschaft wurde sehr detailliert beschrieben, sodass man ein deutliches Bild vor Augen hatte.

Etwas zu dramatisch fand ich allerdings, dass an zwei Stellen, wenn gerade etwas Schlimmes geschah, der Himmel durch Wolken verdunkelt wurde. Außerdem hat mich ein wenig gestört, dass für mich zu viel Schwarz-Weiß-Denken vorherrschte: Auf der einen Seite die abgrundtief böse Korbach-Familie, an der kein einziges gutes Haar gelassen wird und die zu jeder Schandtat bereit ist und auf der anderen Seite die Guten, die das Böse besiegen wollen. Aber es war wohl vom Autor beabsichtigt, den Leser zum Nachdenken über Gut und Böse zu bewegen und darüber, ob es wirklich Menschen gibt, die von Natur aus einen verdorbenen Charakter haben. Nur schade, dass einige Fragen offen bleiben, was die weitere familiäre Situation in Walchers Umfeld betrifft.

Insgesamt ein sehr gutes Buch, auf das ich wahrscheinlich im Laden nicht aufmerksam geworden wäre. Und das wäre wirklich schade gewesen.