Rasanter Kriminalroman

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Ein Kommissar auf der Flucht – und auf der Suche nach dem Mörder seines besten Freundes. Davon handelt der rasante Kriminalroman von Wolfgang Haupt.
„Ein algerischer Hirte“ hat – wie es der Titel schon andeutet – Algerien als Thema, genauer gesagt: den Konflikt zwischen Frankreich und Algerien in den 1970er Jahren. Denn als Kommissar Ranfort verdächtigt wird, seinen Freund Auguste ermordet zu haben, wird schnell klar, dass Auguste in den 1960er und 1970er Jahren tief in den Algerienkrieg verstrickt war.
Da Ranfort sich an nichts erinnern kann, was in der Nacht als Auguste starb geschehen ist, macht er sich auf die Suche nach dem Mörder seines Freundes. Schließlich begibt sich Ranfort auf die Spuren von Auguste in Algerien und auf die Suche nach dessen Mörder. Zunächst will Ranfort nur seine Unschuld beweisen, doch immer mehr kommt er in den Strudel aus Vertuschung, Täuschung und Schuld, der ihn aus seinem alten Leben wirft.
Auf zwei Handlungseben schildert der absolut lesenswerte Kriminalroman das Geschehen. Ranforts Flucht wird immer wieder unterbrochen durch Berichte aus der Zeit des Algerienkonflikts. In diesen Texten zeigt Wolfgang Haupt die Brutalität des Krieges und des Terrors. Es wird fast ohne Unterlass gemordet, eine Autobombe folgt der nächsten. Wer nicht mehr mitmachen will, gerät unter die Räder. Bei diesen Textstellen wirkt die nüchterne, abgehackte Sprache Haupts umso intensiver. Ein Beispiel: „Er legt das Gesicht auf den Kolben des schweren Maschinengewehrs und kneift das Auge zusammen. Er schwenkt den Lauf hin und her, der erste Kopf rollt Richtung Brunnen. Er ist sehr klein und kaum behaart.“ Eine Sprache, die zu den Soldaten und Untergrundkämpfern passt. Denn ein Leben außerhalb dieser Strukturen ist ihnen fremd.
„Der algerische Hirte“ ist ein Kriminalroman, in dem sich die Toten nicht mehr zählen lassen. Darauf muss man sich als Leser einlassen können. Es ist keine Detektivgeschichte, bei der sich der Leser mit auf die Suche nach dem Mörder begibt. Es ist ein Kriminalroman, der mehr sein will. Ein untypischer Krimi, auch was das Ende angeht. Aber das sei hier nicht verraten.