Vergeltung verjährt nicht

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botte05 Avatar

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Kommissar François Ranfort erwacht in einer Zelle, in welche er in der vorherigen Nacht volltrunken gesperrt wurde. Sein Vorgesetzter würde gerne etwas von ihm über ebendiese Nacht erfahren, aber Ranfort ist bar jeglicher Erinnerung. Er war bei seinem alten Freund Auguste und sie haben einen „über den Durst getrunken“, mehr weiß er nicht, Filmriss. Völlig unvorbereitet trifft ihn die dann überbrachte Nachricht in voller Härte: sein Freund ist tot, ermordet und er, Ranfort, ist der einzige Verdächtige.

Der Kommissar begibt sich unautorisiert auf Spurensuche und stellt sehr schnell fest, dass er – neben der örtlichen Polizei – Verfolger an den Fersen kleben hat, die auf der Suche nach irgendwas zu sein scheinen. Und es ist offensichtlich nicht die Wahrheit in Sachen Schuldfrage bezüglich des Ermordeten. Er überschreitet seine Kompetenzen und den ihm seitens der Polizei zugestandenen Aktionsradius und folgt den Spuren aus Augustes Vergangenheit über Korsika und Algerien bis hin nach Marokko. Dabei wird er selbst zum Gejagten, seine Geliebte wird ermordet und Zeugen sowie Wegbegleiter werden gefoltert und teilweise ebenfalls hingerichtet. Und auch Ranfort bleibt nicht verschont von Gewalt, Folter und Lebensbedrohung. Letztlich muss er sich eingestehen, dass sein langjähriger Freund für ihn ein Fremder war, der im Rückblick nie sein Freund hätte sein sollen.

Dieser Krimi erzählt parallel die Lebensgeschichte von Auguste und die Suche nach der Wahrheit sowie des Beweises seiner Unschuld durch Kommissar Ranfort. Ich erfahre viel über den Algerienkrieg, die verschiedenen sich bekämpfenden Protagonisten dieser Zeit und inwieweit die Allianzen von damals bis heute nachwirken. Einen Krieg, den man lieber verschweigt.

„Der algerische Hirte“ ist ein solider Krimi, welcher jedoch sehr gewalttätig und grausam daherkommt. Dies ist mutmaßlich der sorgfältigen Recherche über ebendiesen Krieg in Algerien und seine Auswirkungen bis nach Paris geschuldet. Und auch die Ermittlungsarbeit des Kommissars ist eher als außergewöhnlich zu betrachten, zumal er selbst der Gejagte in diesem Verfahren ist.

Dies ist ein Krimi, den man nicht „mal eben so“ nebenher lesen kann, es bedarf schon einer gewissen Aufmerksamkeit, um in den kriegspolitischen Wirren der damaligen Zeit, den vielen Beteiligten sowie den Örtlichkeiten der Gegenwart nicht den Faden zu verlieren. Ich habe mich jedoch gut unterhalten gefühlt, war allerdings an der einen oder anderen Stelle ein wenig sprachlos ob der geschilderten gnadenlosen Brutalität.

Rezension: Wolfgang Haupt, Der algerische Hirte, Krimi, Midnight by Ullstein Verlag, eBook / ePub, 220 Seiten, 2,99 €, Erscheinungsdatum: 11.07.2014