Ameisenhaufen

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Einer Produktionsgesellschaft wird ein Koffer mit einer Million Euro gestohlen und – schwupps – ist der Gewinn flöten, der im Rahmen einer neuen Familienshow ausgespielt werden soll. Das wirft Fragen auf. Doch zunächst muss man sparen, d.h. für die Hege und Pflege prominenter und exzentrischer Kandidaten ist kein Geld da, also müssen die eigenen Angestellten ran. Die sucht der Chef einfach mal so aus. Das sorgt auf der einen Seite für Alpträume, auf der anderen Seite für Träume. Jeder der Kandidaten hat Angst, sich zu blamieren, aber jeder hat gute Gründe, warum er das Geld unbedingt braucht. Um diese Situation knüpft die Autorin ihre Geschichte und das macht sie sehr gut. Sie arbeitet mit kurzen Sequenzen, die Kapitel sind teilweise keine ganze Seite lang, man fühlt sich ein bisschen an die Kameraführung à la MTV erinnert, aber ohne dass es hektisch wird. Die Hintergründe der einzelnen Protagonisten sind sehr lebendig beschrieben, man leidet so richtig mit. Auf den ersten Blick meint man genau zu wissen, wer der Gute und wer der Böse ist, auf den zweiten stimmt das aber nicht immer so ganz. Und auch diese Einteilung in Gut und Böse schadet dem Buch nicht, die Autorin wird nicht zum Moralapostel, auch die Guten haben ihre Fehler und Schwächen. Überhaupt wirken die Intrigen, die so zwischen den einzelnen Figuren gesponnen werden, sehr lebensecht. Sie sind sehr einfallsreich aufgezogen, auf manches muss man erst mal kommen. Insbesondere beim Showdown sind die einzelnen Sequenzen sehr kurz gehalten, das macht das Ganze um so spannender, man „sieht“ eigentlich zwei Szenen auf einmal. Der rote Faden reißt bei allen Szenenwechseln aber nie, das ist gekonnt aufgebaut. Die Sprache zeigt deutlich nach Österreich, die Autorin kann die Wienerin nicht verleugnen, sehr charmant. Am Schluss noch eine kleine Überraschung, die aber so überraschend nicht ist. Insgesamt ein sehr unterhaltsames Buch, ich habe das Lesen sehr genossen.