Ein ausgezeichneter Roman

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dicketilla Avatar

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Er möchte sich an seinem Vater erinnern. Jedoch sind nur noch Erinnerungen der 91jährigen Mutter geblieben, die sich schon teilweise in Vergessenheit, einem Durcheinander verflüchtigt haben.
„Die Geschichte meiner Eltern tauchte schemenhaft vor mir auf, magische Momentaufnahmen im Entwicklungsbad einer verlorenen Zeit.“
Und so führt uns der Autor bis in das Jahr 1915 zurück, in dem Ottos Mutter, ihre große Liebe in der Schlacht von Gorlice-Tarnow verlor, drei Monate bevor sein gleichnamiger Sohn Otto das Licht der Welt erblickte. Hineingeboren in eine Welt, die wenig Gutes für ihn bereit hielt.
Bis zu jenem Moment, in dem der bereits 17jährige Otto bei einem Raubzug, in der Bibliothek des Hausbesitzers, der 13jährigen Sala begegnet.Diese Begegnung wurde zu ihrem Schicksal, auch wenn ihre unterschiedliche Herkunft nicht gerade ideal war. Er aus der Arbeiterklasse, sie aus einer intellektuellen jüdischen Familie stammend.
Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, der man über mehreren Jahren folgen kann.

Figuren und Stationen sind war, wobei einzelne Situationen fiktiv in die Handlung eingebaut sind, schließlich sind diese schlecht nachweisbar. Aber die Liebesgeschichte seiner Eltern bildete den Rahmen für diesen opulenten Roman. Dies erfuhr ich in einer Buchbesprechung zu seinem Roman.
Über drei Generationen bekommt der Leser Einblick in eine Familiengeschichte, die von viel Leid geprägt ist.
Sala, die eigentlich immer mit ihrem jüdisch sein haderte, dem aber nicht entkommen konnte, Verrat, Demütigungen über sich ergehen lassen musste. Eine Ehe mit Otto nicht möglich, da sie als Rassenschande galt, beider Leben bedroht hätte. Otto im Krieg, später im Lager, die Dämonen nie von sich befreien konnte.Hinzu die Mitglieder der Familie mit ihrer Unterschiedlichkeit, nicht immer hilfreich, eher zerrissen, als geeint.

Christian Berkel stellt die Frage nach der eigenen Identität. Einer Identität, der er sich jahrelang verschloss, jetzt den Zeitpunkt des Erzählens für gekommen hielt.
Es ist keine Biographie, nein es ist ein hervorragender Roman über ein trauriges Kapitel deutscher Geschichte.Sprachlich gekonnt, in der man Liebe, Zorn schon körperlich an sich spürt.
Und um Daniel Kehlmann zu zitieren :“Dieser Mann ist kein schreibender Schauspieler. Er ist Schriftsteller durch und durch. Und was für einer.“

Unbedingt lesen!