Ein Baum des Lebens

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botte05 Avatar

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Christian Berkel kenne ich bislang nur als Schauspieler. „Der Apfelbaum“ ist sein Debütroman. In Gesprächen mit seiner mittlerweile dementen Mutter begibt Berkel sich auf eine Zeitreise auf den Spuren seiner Herkunft. Durch umfangreiche Recherchen und Reisen, teilweise gemeinsam mit seiner Mutter, kann er Lücken schließen und sich in gewissem Rahmen ein eigenes Bild machen.

Seine Eltern, Sala und Otto, deren Stand unterschiedlicher kaum sein könnte, lernen sich 1932 mit 13 bzw. 17 Jahren kennen und verlieben sich sofort ineinander. Was man gemeinhin als „kleine Schwärmerei“ mit dem Tenor „daraus wird ja ohnehin nichts“ abtun würde, überdauert exorbitant schwere Zeiten und unfassbar langes Getrenntsein.

Ich darf die Herkunftsfamilie von Christian Berkel begleiten auf ihrem schweren Weg in der Zeitspanne von 1932 bis 1954. Insbesondere die umständehalber getrennten Lebenswege in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg machen mich demütig und haben mich fragen lassen, wieviel ein Mensch (er-)tragen kann, ohne zu brechen. Umso mehr freue ich mich über die besseren Zeiten, wenn auch nicht alle Pläne mit Erfolg gekrönt werden.

Diese biographisch begründete, ungeachtet dessen fiktive Erzählung hat sich mir nicht leicht geöffnet, teilweise war ich mir nicht sicher, ob ich in der Vergangenheit oder der Gegenwart unterwegs bin. Diese leichte Verwirrtheit hat sich im Fortschritt der Handlung gelegt. Nach diesen kurzen Einstiegsschwierigkeiten hat das Buch mich für sich eingenommen, die Protagonisten sind mir ans Herz gewachsen und ich bin froh, dass ich diese Menschen ein Stück weit kennenlernen durfte!

Für mich ein wertvolles Zeitzeugnis und lesenswertes Buch!


Christian Berkel, Der Apfelbaum, gebundene Ausgabe, Literatur, Ullstein Verlag, 22,00 €, 416 Seiten, Erscheinungstermin 12.10.2018