Eine lange, lange Reise

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antje123 Avatar

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Die Reise von Otto und Sala beginnt im Berlin der 30er Jahre, als der eigentlich schlaue aber auch realitätsnahe Sohn einer mittellosen Familie sich auf Banden einlässt und in Fremde Häuser einsteigt, als er dabei der wohlerzogenen Halbjüdin Sala begegnet, die vielleicht sein Leben rettet und als kurze Zeit später die Nationalsozialisten an die Macht kommen. Die beiden lernen sich kennen und lieben, lernen, mit den unterschiedlichen Ansichten der Familien zurechtzukommen und können sich zunächst vielem entziehen. Doch auch dieser Traum hat ein Ende, als Sala die Reise alleine fortsetzt und fliehen muss. Auch für Otto beginnt mit diesem Schritt ein fast neues, unbekanntes Leben.
Was zunächst nach einer gemeinsamen Reise aussah, teilt sich nun in zwei Reisen, die sich ab und an kreuzen, wieder zueinanderfinden, nur um kurz danach wieder getrennt zu werden. Den widrigen Gegebenheiten des Lebens zum Trotz geht jeder seinen Weg, fällt hin, steht wieder auf und erlebt dabei Dinge, wie sie in dieser Zeit wohl viele erlebt haben müssen.
Doch nur wenige haben es in ein solches Format übergeführt, wie nun Christian Berkel. In kleinsten Details beschreibt er hauptsächlich das Leben seiner Mutter, wie sie die Reise von hier über da nach dort vollführt, wie sie lebt und leidet und wie sie schließlich versucht, ihr eigenes Leben zurückzugewinnen.
Lange Absätze, teilweise länger als eine Buchseite, verleiten das ein und andere Mal zum Stöhnen, doch sind diese Absätze schneller bezwungen als man anfangs dachte und so kommt man Seite um Seite zu einem neuen Lebensabschnitt, zu neuen Enthüllungen, Enttäuschungen und Glücksmomenten. Ein Buch, dass das Leben mehrerer Menschen beschreibt, vereint und dass Fremden einen Einblick in die Schicksale der Menschen im Nationalsozialismus beschert.