Lange zwiespältige Familiengeschichte

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miltonia 01 Avatar

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Christian Berkel, den ich bislang nur als Schauspieler kannte, hat in diesem Buch seine durchaus verzwickte Familiengeschichte beschrieben. Seine Eltern stammen aus ganz unterschiedlichen Milieus, sein Vater aus einer sehr armen Berliner Prekariats-Familie, in der Hunger, Gewalt und Misshandlungen selbstverständlich waren. Otto muss schon sehr früh lernen, dass er nur mit ebensolcher rohen Gewalt und darüber hinaus auch mit einer guten Portion Schläue überleben kann.

Berkels Mutter Sala hingegen kommt aus einer eher gutgestellten Intellektuellen-Schicht mit einem Hang zum Exzentrischen. Die Mutter, eine Jüdin, hat die kleine Familie und das Land für einen sehr viel jüngeren Mann verlassen, der Vater ist bisexuell und lebt dies auch offen vor seiner Tochter aus. Und dann treffen diese beiden so unterschiedlich sozialisierten jungen Menschen aufeinander und erleben zusammen die erste große Liebe. Und so könnte alles sehr schön sein, wenn das alles sich nicht gerade in der Nazizeit abspielen würde.
Sala muss Deutschland und Otto verlassen, der 2. Weltkrieg beginnt und so treffen sich die beiden nur alle jahrelang einmal, verlieben sich in andere Menschen und trennen sich von diesen, finden, verlieren, verletzen und enttäuschen sich immer wieder.

Dazwischen springt der Autor zwischen den Zeiten, schreibt über seine eigene Kindheit, sein Verhältnis zur Mutter in der Kindheit und in der Gegenwart, spürt auch seinen polnisch-jüdischen Urgroßeltern nach und spannt einen ganz großen Bogen.

Trotzdem ich historische Familienromane liebe, hat mich dieses Buch nicht so richtig gepackt, ganz untypisch hatte ich nicht den richtigen Drang, immer weiter und weiter lesen zu wollen. Ich empfand seine Mutter Sala als sehr selbstmitleidig und ständig unzufrieden, sicherlich auch aus ihrer Lebensgeschichte heraus bedingt, aber mir nicht unbedingt sympathisch. Auch der Vater Otto bleibt mir relativ blass, und trotz der ganzen widrigen Umstände und der schwierigen Zeiten, in der die Personen lebten und überlebten, kann ich nicht so richtig Gefühl für diese Geschichte entwickeln, so dass ich bei diesem Buch nur auf 3 Sterne komme.