Sala und Otto

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Die dreizehnjährige Halbjüdin Sala entdeckt in der Bibliothek ihres Vaters den siebzehnjährigen Einbrecher Otto. Zusammen mit ein paar „Freunden“ begibt sich der fast mittellose Otto oft auf Diebestouren. Mit dem Schlimmsten rechnend, muss Otto erstaunt feststellen dass das junge Mädchen ihn versteckt. Seine Freunde haben da weniger Glück. Eine Weile später macht er die zufällige Bekanntschaft mit Sala’s Vater, ein Freigeist der dem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt ist. Er nimmt Otto unter seine Fittiche (nicht ohne Hintergedanken), lädt ihn zu sich nach Hause ein, um ihm die Welt der Bücher, denn Otto ist wissbegierig und klug, zu eröffnen. Ein Leben das sich so gänzlich von dem Berliner Hinterhausmilieu unterscheidet, in dem der junge Mann aufgewachsen ist. In der Bibliothek des Vaters, die ihm peinlicherweise nur allzu vertraut ist, trifft er wieder auf Sala, von da an ist ihr beider Schicksal, trotz Unterbrechungen, miteinander verbunden.


Christian Berkel ist mir als Schauspieler sehr wohl bekannt, ich schaue seine Filme und Serien ausgesprochen gerne. Ich hatte erst etwas Bedenken dieses Buch zu lesen. Nicht jeder der ein eindrucksvoller und deshalb sympathischer Schauspieler ist, kann dies auf anderen Ebenen auch unter Beweis stellen. Christian Berkel schafft dies, fast mühelos. Ich könnte jetzt nicht sagen wer mich mehr anspricht, der Schriftsteller oder der Schauspieler. Ganz einfach macht der Autor es dem Leser allerdings nicht, sein Roman verläuft auf mehreren unterschiedlichen Vergangenheitsebenen die unterschiedlich schnell wechseln. Parallel zu der Lebens- und Liebesgeschichte seiner Eltern, werden auch deren Eltern und Geschwister porträtiert, ein Wechsel erfolgt ebenso in Berkels Kindheit und in die jüngere Vergangenheit der Mutter, die hochbetagt an demtiellen Veränderungen leidet.
Fasziniert war ich welchen Umgang die Familie Anfang des letzten Jahrhunderts pflegte. Eine Tante Sala’s mütterlicherseits, Modedesignerin in Paris, staffierte die Duchess of Windsor aus. Sala’s Vater hingegen war unter anderem mit Herrmann Hesse bekannt.
Bewegend und aufrüttelnd an diesem Buch ist jedoch zweifellos die Geschehnisse Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Sala muss als Halbjüdin flüchten, erst über Barcelona und Paris, kommt dann ins Internierungslager Camp de Gurs, Otto hingegen wird in den Krieg eingezogen und gerät sogar in russische Gefangenschaft.


Fazit:
Ein Familienporträt das kraftvoll, imposant und auch ein wenig traurig ist.