Tolles Buch, begnadeter Vorleser

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elchi130 Avatar

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Christian Berkel erzählt die Geschichte seiner Eltern zum Teil autobiographisch und zum Teil fiktional. Otto und Sala lernen sich in Berlin kennen, als Sala gerade einmal 13 Jahre alt und Otto 17 Jahre alt ist. Doch schon in diesen jungen Jahren sagt Otto zu Salas Vater: “Ich werde ihre Tochter heiraten.“ Die Heirat der beiden muss jedoch warten, denn Salas Mutter ist Jüdin und mit Hitlers Machtergreifung platzt der Traum der beiden erst einmal…

Schon mit den ersten Worten des Hörbuchs hat mich die Stimme von Christian Berkel gepackt. Er ist ein toller Vorleser! Ich habe jede Minute, die er mir aus dem Buch vorgelesen hat, genossen.

Den direkten Einstieg in den Roman, wie auch den Ausstieg, gestaltet er durch eine lustige Anekdote mit seiner dementen Mutter. Selbstverständlich ist die Krankheit der Mutter traurig, die erzählte Episode jedoch beide Male köstlich – Sala würde sagen: zum Piepen!

Der Anfang des Buches zieht sich meiner Ansicht nach etwas. Interessant wird es erst, als wir in die Vergangenheit reisen und Ottos Mutter kennenlernen. Die Geschichte von Otto, Sala und ihren Eltern fand ich sehr spannend. Ebenso mochte ich die philosophischen Betrachtungen, die Christian Berkel zwischendurch einstreut. Gerade in Bezug auf die aktuellen Entwicklungen in Deutschland finde ich sie sehr gut nachvollziehbar und er beweist nach meiner Ansicht dabei sehr viel Fingerspitzengefühl. Zwischendurch hat er viele interessante Fakten eingestreut bzw. geschichtliche Ereignisse erzählt, die mir bis dahin nicht bekannt waren, z.B. die Aussteiger- und Künstlerkolonie Monte Verita.

Ein wenig schwer habe ich mich dagegen mit den Zeitsprüngen getan. Manchmal war ich erstaunt, wieviel Zeit in der erzählten Geschichte mittlerweile vergangen war, obwohl ich es inhaltlich nicht gemerkt habe. Lediglich die am Rande erwähnte Jahreszahl oder die genannten vergangenen Jahre ließen mich plötzlich aufhorchen. Noch mehr Probleme hatte ich allerdings damit, wenn der Ich-Erzähler plötzlich als Junge auftauchte oder wieder mit seiner dementen Mutter auf Reisen ging bzw. in Berlin mit ihr zusammensaß und in ihren Erinnerungen kramte. Vielleicht hätte ich beim Lesen des Buches damit nicht solche Probleme gehabt, wie beim Hören des Hörbuchs.

Aber um nichts auf der Welt hätte ich Christian Berkel beim Vorlesen des Buches verpassen wollen!