Wie viel kann man im Leben ertragen?

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clara_fall Avatar

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Die Mutter, einst eine lebensfrohe, mutige Frau, versinkt allmählich im Vergessen. Noch sind viele Erinnerungen da, aber schon längst hängen sie nicht mehr ordentlich aufgefädelt an der Lebensschnur, sondern befinden sich bereits in einem Abwärtsstrudel, dem die gesamte Auslöschung bevorsteht. Aus diesem Strudel möchte Salas Sohn einzelne Puzzleteile retten und sein eigenes Bild daraus bauen. Dieses Bild, was sich daraus ergibt, ist es wirklich das Leben der Mutter gewesen? Folgt man seinem Bericht, hat man schnell das Gefühl, diese lebenshungrige Frau hat kein Land, kein Unglück, keine Lebenserfahrung ausgelassen. Weil ihr einziges "Vergehen" darin besteht, Halbjüdin zu sein, findet sie schon in jungen Jahre keinen Halt mehr im Leben. Ihr Leben ist bestimmt von Glück und Unglück, Zufall und Bestimmung.
Christian Berkel ist eine großartige Geschichte gelungen. Seine Eltern haben ihm ein gewaltiges Stück deutscher Geschichte mit auf den Weg gegeben und es scheint, er findet seinen Frieden mit ihnen. Vieles habe ich beim Lesen sehr nachempfinden können, weil meine Eltern genau den gleichen geschichtlichen Abschnitt als junge Menschen erlebt und auf ähnliche Weise ihre Wurzeln verloren haben. Für uns als Kinder dieser geschundenen Generation bleibt oft vieles unbeantwortet und um so mehr helfen diese Art von Bücher beim Antworten finden.
Ich habe das Buch recht zügig durchgelesen. Oftmals kann man es kaum aus der Hand legen. Nur manchmal haben mich die gelegentlichen Schachtelsätze, von denen sich ein einziger auch mal über eine halbe Seite ziehen kann, etwas abgeschreckt. Man muss sie meist mehrmals lesen, um deren Tiefe erfassen zu können und das zerreißt manchmal etwas den Faden beim Lesen. Ansonsten ist das Buch sehr flüssig und bildhaft geschrieben und es war viel zu schnell zu Ende.