Auge um Auge

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naraya Avatar

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Es sind erst 45 Stunden und 14 Minuten vergangen, seit Alexander Zorbach in Sebastian Fitzeks letztem Roman „Der Augensammler“ miterleben musste, wie sein kleiner Sohn vor seinen Augen entführt wird. Genau an dieser Stelle knüpft der Autor nun mit „Der Augenjäger“ an. Vorangestellt ist dem Roman eine Warnung Fitzeks, die sich als berechtigt herausstellt. Verrät doch der Nachfolger eine Menge Fakten, die eine wichtige Rolle im Vorgängerband spielten. Wer also beide Bände lesen möchte, der beginne mit dem „Augensammler“, als Einzelband kann „Der Augenjäger“ auch ohne Kenntnis des Vorgängers gelesen werden.
 

Der Autor knüpft im vorliegenden Roman aber nicht nur an alte Handlungsstränge an, sondern macht den Lesern auch mit neuen Figuren bekannt. So zum Beispiel mit Johanna Strom, Patientin einer Psychiatrie, die auf einer Parkbank in ihrer Klinik von einem völlig fremden Mann erfahren muss, dass sich ihre Tochter in seiner Gewalt befindet. Ebenso gibt es natürlich auch eine mustergültige böse Figur, nämlich den Augenchirurgen Suker, der unter Verdacht steht, zahlreiche Frauen vergewaltigt und verstümmelt zu haben, indem er ihnen die Augenlider amputierte.

 

Die Handlung wird aus den verschiedensten Blickwinkeln erzählt – eine Technik, die Fitzek gerne anzuwenden scheint, vor allem um das, was tatsächlich geschieht, vor dem Leser zu verschleiern. So schickt er seine beiden Protagonisten Alexander Zorbach und Alina Gregoriev erneut auf eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele. Phasenweise erscheint der Roman dabei etwas ziellos, das Geschehen will nicht so recht in Schwung kommen. Man hat das Gefühl, Teile des Romans schon einmal gelesen zu haben, allzu bekannt sind doch Zorbachs Verzweiflung, Situationen, die nur aufgrund Alinas Blindheit entstehen können und die Frage, wer nun Freund und wer nun Feind ist.

 

Sprachlich ist an dem „Augenjäger“ nichts auszusetzen – Fitzek schildert klar und prägnant, immer mit einem Blick für Details, auf die es sich auch für den Leser zu achten lohnt. Schön ist auch, dass in auch in diesem Roman die Tradition fortgesetzt wird, die Handlung nicht nur auf den Seiten an sich, sondern auch in kleinen Beigaben zu transportieren, seien es Post-it-Zettel mit E-Mail-Adressen oder Telefonnummern, die man tatsächlich ausprobieren kann. Mehr sei hier nicht verraten. Es kann aber generell festgehalten werden, dass der Leser im neuen Roman von Sebastian Fitzek mit Überraschungen rechnen kann. Die Auflösung der Handlung erschien mir zwar nicht unlogisch, die Motivation hinter den Verbrechen kann ich aber nur als fraglich bezeichnen.

 

Fazit: Sebastian Fitzek hat mit „Der Augenjäger“ erneut einen wahren Pageturner geschrieben, der eine gute Mischung aus alt Bewährtem und neuen Elementen darstellt. Nur was das Ende betrifft, bin ich mir noch unschlüssig, ob ich es gelungen oder misslungen finden soll.