"...das Morden geht weiter."

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
theresia626 Avatar

Von

Klappentext: Dr. Zarin Suker lebt ein psychopathisches Doppelleben. Tagsüber führt er die kompliziertesten Operationen am menschlichen Auge durch. Doch seine Leidenschaft gilt den Patientinnen der Nacht. Im Keller seiner Klinik entfernt er ihnen sorgfältig die Augenlider, bevor er sie vergewaltigt – und laufen lässt. Bisher haben alle Opfer Selbstmord begangen.

Aus Mangel an Zeugen und Beweisen bittet die Polizei Alina Gregoriev um Mithilfe. Die blinde Psychotherapeutin, die seit dem Fall des Augensammlers als Medium gilt, soll Hinweise auf Sukers nächste „Patientin“ geben. Zögernd lässt sich Alina darauf ein – und wird von dieser Sekunde an in einen Strudel aus Wahn und Gewalt gerissen. Daraus befreien könnte sie einzig ihr Freund Alexander Zorbach, der jedoch noch längst nicht am Ziel seiner Albträume ist…

Fazit: Der Psychothriller ist in 72 Kapitel aufgegliedert und beginnt mit einem Bericht über den Fall des Augensammlers. Auf diesen wird relativ lange und ausgiebig Bezug genommen. Das hatte Sebastian Fitzek in seinem Vorwort dem Leser schon ans Herz gelegt und das schmälert auch den Lesegenuß. Ich hatte lange Zeit den Eindruck, daß der Autor am Augensammler weiterschreibt, obwohl der eigentlich zu Ende war. Johanna Strom ist eine sehr interessante Figur. Sie hat so ein schweres Leben gehabt, darüber hätte ich gerne mehr erfahren, das wäre ausbaufähig gewesen. Alexander Zorbach und Alina Gregoriev sind die Hauptprotagonisten, alle anderen Akteure geraten dadurch in den Hintergrund. Da beide Romane sehr miteinander verbunden sind, regelrecht ineinander verschmelzen, kommt der Augenjäger leider zu kurz. Als eigenständiger Psychothriller wäre er wesentlich interessanter, besser zu lesen und spannender gewesen.  Auch bleibt die Figur von Zarin Suker komplett auf der Strecke, der doch eigentlich in diesem Thriller der Hauptakteur sein sollte. „Zarin Suker. Schon der Name klang wie ein Schuldeingeständnis. Klang nach Angst, Schmerz und Qualen.“ (S. 45) Auf S. 185 heißt es: „Die erste Frau fanden wir auf dem Hof eines ehemaligen, jetzt leerstehenden Bordells. Eine andere war an die Mülltonne auf einem von Strichern bevorzugten Parkplatz gekettet.“ Handelt es sich hierbei um die beiden Opfer Katrin J. (31) und Sonja W. (23), von denen der Leser aufgrund des kleinen Zeitungsartikels erfährt, der im Buch lag? Ihr Schicksal aufs Papier geschrieben, hätte den Thriller wesentlich aufgewertet. Der Schreibstil ist mir zu lässig und spricht mich nicht so richtig an. Nehmen wir z.B. Nicola, die Tochter von Johanna Strom. Man kann in der heutigen Zeit davon ausgehen, daß Jugendliche  einen größeren Wortschatz haben, als der Autor ihnen zugesteht. Das Wort geil, momentan in aller Munde, paßt hier einfach in dieser Vielzahl nicht hin.  Auf S. 157 fragt sich Zorbach „Aber in welcher Verbindung stand Suker zu dem Augensammler?“. Das habe ich mich auch lange Zeit gefragt. Verschiedene Ungereimtheiten kann der Autor auch bis zum Ende nicht aufklären und vielleicht hat er es „mit der Inszenierung übertrieben“, auch wenn ich diese Formulierung aus dem Zusammenhang gerissen habe. Womit ich in einem Psychothriller auch nichts anfangen kann, ist ein Medium.

Alles in allem bin ich enttäuscht und habe einfach mehr erwartet, weil auch die Idee, einen Augenarzt zum Psychopathen zu machen, ausgesprochen gut war.