Ein Thriller fürs Volk

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waldmeisterin Avatar

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Heute mal eine Rezi der etwas anderen Art:

Zum Inhalt wurde ja schon ausreichend berichtet, deshalb schreibe ich jetzt mal eher wie ich mich beim Lesen gefühlt habe.

Im Prolog warnt Herr Fitzek den geneigten Leser, dass es sich um den zweiten Band einer Reihe handelt. So weit, so gut. Er betont zwar ausdrücklich, dass man den "Augensammler" nicht gelesen haben muss, aber letzten Endes ist genau das der Eindruck, der beim Leser entsteht. Also habe ich eben noch den ersten vorher gelesen. Ich lese Serien halt gerne der Reihe nach, und sei es nur um die Hauptpersonen besser kennenzulernen. In diesem speziellen Fall war es aber wirklich gut so, denn es wird nicht nur mehrfach auf den ersten Fall Bezug genommen, die Handlung setzt auch genau dort ein, wo der Augensammler endet. Gut, die Lektüre des ersten Falles war mehr Pflicht als Kür, denn wie Fitzek selbst sagt, wird natürlich das Ende des ersten Bandes am Anfang des zweiten wiederholt für die Neueinsteiger. Und da ich ja die LP hier gelesen hatte, wusste ich eben wer der Täter war. Aber darauf habe ich mich ja bewusst eingelassen.

Allerdings muss ich sagen, dass ich nach zwei Jahren hier bei vorablesen doch etwas anspruchsvoller geworden bin, was meine Lektüre angeht - was eben in so einem Fall, wo alle begeistert sind von einem Bestseller auch mal nach hinten losgehen kann. Jedenfalls merkt man deutlich, dass Herr Fitzek fürs breite Volk schreibt - und genau das auch tun will: die Massen begeistern. Er versteht sein Handwerk perfekt - endet doch nahezu jedes Kapitel mit einem Cliffhanger und bekommt man gegen Ende den Eindruck, dass wirklich so gar niemand der ist, der er zu sein scheint.

Mir geht das aber alles zu schnell, ist zu unausgegoren und nicht immer nachvollziehbar. Ich mag es, wenn sich bei einem Buch die Spannung langsam aufbaut und man wenigstens ein paar Seiten Zeit, sich hat auf eine Theorie einzulassen, bevor schon wieder die nächste um die Ecke kommt. So wie es ist, ist es so verworren und verstrickt, dass ich bestimmt spätestens in einer Woche die Zusammenhänge nicht mehr richtig auf die Reihe bekomme.Vielleicht liegt es ja auch an meiner "Krimi-Erfahrung", dass ich alles ziemlich vorhersehbar fand und auch trotz der Cliffhanger bei mir keine so rechte Spannung aufkommen wollte. Bezeichnenderweise habe ich für die Lektüre ganze 5 (!) Tage gebraucht, wo sonst ein Buch dieser Stärke bei entsprechender Spannung an einem bis zwei Tagen ausgelesen ist. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich denke, dass das Buch dem was es ist und was es sein will, voll entspricht. Leider war mir das eben nicht genug ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/confused_smile.gif).

Positiv anzumerken ist das Design, das gut zum Thema passt, sowie das zwischen den Seiten versteckte "Gimmick" - bei mir war sogar (was sicher nicht beabsichtigt war) eine echte Leiche im Buch: ziemlich hinten war eine tote Fruchtfliege mit eingepresst. \*kicher\*

Fazit: Wer sonst nicht viel liest, wird hier vor Spannung "umkommen", den "erfahrenen" Leser lässts eher kalt.

die Waldmeisterin