Die Lebensgeschichte des Malers Silvius Schwarz

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Der Vorspann des Romans Der Augentäuscher von Mathias Gatza beginnt schon köstlich: eine Auflistung aller begonnenen, eingereichten und abgelehnten Dissertationsprojekte des Ich-Erzählers im Studienfach Kunstgeschichte - die im Übrigen sehr absurde Themen zum Inhalt hatten.

Der Leser wird eingeladen, ja aufgefordert, sich die Abhandlung zu dem Forschungsinhalt, den diese Gesicichte zum Inhalt hat, auf der Homepage des Herausgebers herunter zu laden - unentgeltlich. Eine Merkwürdigkeit: der Ich-Erzähler - Kunsthistoriker - kommt in dieser Abhandlung völlig ohne Bilder aus.

Eine nicht untypische Karriere eines Kunsthistorikers wird hier dem Leser geschildert: Nach jahrelangen Forschungen, dem Sichverlieren in der Recherche nach wissenschaftlichen Details landet unser Erzähler als Sozialhilfeempfänger bei den Aufräumarbeiten des Elbhochwassers in Dresden.

Doch genau während dieser Arbeit ereilt ihn sein Glück - und sein Verderben, so scheint es - und er fischt zusammengeklebte Bögen fein gesetzten, bedruckten Papiers aus dem Brackwasser.

Allmählich fügt sich die Lebensgeschichte des Males Silvius Schwarz aus dem Dresden des 17. Jh aus den Bögen zusammen, die dem Ich-Erzähler teils gesucht, teils zufällig zugänglich werden.

Wir finden hier ein leider aus der Mode gekommenes Stilmittel vor: den geneigten Leser mit dem Text direkt ansprechen. Das gibt es bei Cervantes, bei Laurence Sternes Tristram Shandy, aber in der modernen Literatur sucht man danach vergebens. Umso erfrischender hier, eingebettet in einen eleganten Erzählstil.

Nach dem Parfum von Patrick Süskind endlich einmal wieder ein sinnenfunkelnder Historienroman.

Es macht große Lust zu lesen ... und natürlich möchte ich mehr davon.