Der Augentäuscher

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inyanmni Avatar

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"Der Augentäuscher" ist nach "Der Schatten der Tiere" der zweite Roman von Mathias Gatza. Geschildert wird die Geschichte von Silvius Schwarz, dem Urerfinder der Fotografie (in sechs historischen Druckbögen des stummen Setzers Leopold sowie in Briefen von Silvius und seiner Cousine und Geliebten Sophie von Schlosser) sowie die Rekonstruktion des historischen Geschehens durch den anonymen Herausgeber (in einem Vorwort und zahlreichen Anmerkungen). Die verschiedenen Erzählstränge wechseln sich fortwährend ab, was mir persönlich sehr zusagt, aber möglicherweise nicht jedem Leser gefällt.

Die Handlung in den Druckbögen ist spannend und flüssig erzählt und bietet interessante Einblicke in das Leben im 17.Jahrhundert. Die Briefe von Silvius und Sophie sind, der Epoche des Barock entsprechend, stellenweise sehr theatralisch und emotional. An einigen Stellen scheinen sich die Daten aus den Druckbögen und den Briefen zu widersprechen, was möglicherweise unterstreichen soll, dass die Briefe nicht als historische Quellen anzusehen sind. Beim Lesen haben mich diese Diskrepanzen allerdings ein wenig irritiert.

Die Teile des Herausgebers schildern mit einer gehörigen Portion Selbstirionie die gescheiterte Existenz des ewigen angehenden Doktoranden und seine zunehmend manische Suche nach der Wahrheit über Silvius Schwarz. Der sarkastische Schreibstil brachte mich mehrmals zum Lachen.

Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, die Leseprobe hat nicht zu viel versprochen. Die Handlung ist sehr gut aufgebaut und das Ende ist überraschend, aber sehr glaubwürdig. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für ungewöhnliche historische Romane mit einem gewissen Etwas interessiert.