Toller, praller Roman

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singstar72 Avatar

Von

Blumensammler

Kurz gesagt – von dieser Leseprobe war ich wirklich begeistert! Das ist ein praller Roman, der nicht leicht einzuordnen ist. Er hat viele verschiedene Anklänge – romantisches Märchen, Outsider-Story, sogar Fantasy. Ich schätze Texte, die herausfordern, und mehr bieten, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Vor allem finde ich spannend, wie sich die drei Erzählstränge wohl zusammenfinden werden. Als erstes haben wir da einen Meeresforscher, der im Bauch eines Wals eine jahrzehntealte Black Box eines verschollenen Flugzeuges findet. Schon hier allein spielt das Schicksal gleich mehrfach als Hauptrolle mit… Fast ein wenig „Moby Dick“…! Hier hätte ich schon stundenlang weiterlesen können. Sehr geheimnisvoll und dicht.

Dann der zweite Erzählstrang, der in New York spielt. Dove ist offenbar ein – aus der Sicht der Gesellschaft – gescheiterter Außenseiter. Dennoch hat er für seine Verhältnisse relative Zufriedenheit erreicht. Er betreibt eine Reinigungsfirma für verwahrloste Wohnungen. Und wie es der Zufall will, findet er erstens einen tolle Assistentin, und zweitens eine seltene Blume in einer Messie-Wohnung. Und auch noch einen alten Brief in der Bücherei! Hier sind es schon gleich drei unwahrscheinliche, märchenhafte Ereignisse, die man dem Autor aber dennoch abnimmt. Weil sie mit viel Herzblut und farbigen Details geschildert werden. Ich war beinahe traurig, aus diesem Erzählstrang gerissen zu werden. Ich wäre gerne bei Angelica und Dove geblieben!

Dann der dritte Erzählstrang, angesiedelt in London. Ein Mann, der im Call-Center der Rettungssanitäter arbeitet. Auch hier fand ich die Schreibweise liebenswert und voller sprechender Details. Der Autor schreibt mit einem guten Gespür für das Menschliche, für Schicksale, für schicksalhafte Wendungen. Und das gelingt ihm hervorragend, obwohl er noch so jung ist, und man nicht viel über ihn weiß. Ich bin wirklich beeindruckt! Vor allem frage ich mich eben, wie die drei Erzählebenen zueinander finden werden. Jede einzelne davon ist aber schon jetzt lesenswert. Es liest sich fast ein wenig wie „Cloud Atlas“...