Immer M8

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simonsays... Avatar

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 Daniel und die türkischstämmige Aylin wollen heiraten. Sowohl bei der Planung ihrer Hochzeitsreise als auch bei Auswahl der Kleidung mischt sich die türkische Familie immer wieder gutgemeint, aber aufdringlich ein. Die LP schließt mit einer Zusammenführung der beiden Familien des Brautpaars kurz vor der Hochzeit am Weihnachtsfest. Diese Weihnachtsfeier lässt nicht nur kulturelle Unterschiede zu Tage treten, sondern entlarvt auch kulturenübegreifendes Menschliches-Allzumenschliches. Der zur Lächerlichkeit gesteigerte Intellektualismus, der nicht nur aus jedem Weihnachtsbaum ein Kunstwerk des MoMa, den ganzen Lebensraum ästhetisch-künstlerisch stilisiert und sich der Alltäglichkeit des Daseins schämt trifft auf Pragmatismus, Prinzipien-/Traditionsverbundenheit und Sentimentaliät, die sich u.a. in Realitätsverzerrung (es wird nichts wahrgenommen, was nicht ins Konzept passt) und einer Vorliebe für Kitsch äußern. Dieser kulturenübergreifende Hang zur Wirklichkeitsverleugnung gipfelt in der dementen Oma Berta, die zur Skurillität der Weihnachtssituation noch mit der Nennung von Bruchstücken ihrer Vergangenheit beiträgt.

Vallaha, der Roman ist herrlich! Frisch geschrieben, ein detailreiches und humorvolles Sittenbild der deutschen Wirklichkeit, wo nicht das Aufeinandertreffen der kulturellen, sondern eher der anthropologischen Unterschiede das Kernproblem der Integration zu sein scheint. Ich möchte unbedingt weiterlesen.