Der Boss

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spreeperl Avatar

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Moritz Netenjacob ist ein Feuerwerk an Pointen über die Beziehung zwischen Deutschen und Türken gelungen.

Daniel will seine türkische Freundin Aylin heiraten. Die Hochzeitsvorbereitungen sind im vollen Gange und Daniel mitten drin. Der eher zurückhaltende Daniel spricht seine Eltern mit Vornamen an, hat keine Geschwister und nur einen besten Freund. Die Arbeit hat er hingeschmissen, lässt sich aber von seinem Chef zur Weiterarbeit überreden. Aylin dagegen hat gefühlte 500 Verwandte, die sich alle um sie sorgen. Daniel wird in die Vorbereitungen nicht weiter einbezogen, er darf bald nur noch Botendienste erledigen. Er ist zwar der Boss und sagt auch mal "Nein", aber ein Augenaufschlag von Aylin reicht, um ihn umzustimmen. Wird er der Übermacht Großfamilie entgegentreten können, ohne überrannt zu werden.

Auch ohne Kenntnis des ersten Teiles fand ich mich schnell in die Situation ein. Netenjacob hat sicher alle gängigen Klischees über Deutsche und Türken in diesem Roman untergebracht. Aber es war einfach zu komisch und ich habe öfter herzhaft gelacht. Nur den geschenkten Führerschein fand ich bedenklich. Die führsorgliche Großfamilie ist so anders als die kühle deutsche Kleinfamilie. Manchmal aber doch auch beneidenswert. Trotz der türkischen Namen habe ich die Übersicht über die Personen behalten. Schön fand ich die eingeschobenen türkischen Sätze (mit Übersetzung) und Daniels Willen Türkisch zu lernen. Jedes Kapitel fing mit der Zeit ... bis zur Hochzeit, ... nach der ersten geplatzten Hochzeit an. Dies hat den Schreibstil mit aufgelockert.

Das Cover finde ich schrecklich. Dieser magere, krumm stehende junge Mann passt nicht zu diesem lustigen Buch.

Ohne zu belehren wird hier ein freundliches Miteinander aufgezeigt. Es kann die deutsche Sicht auf die türkischen Mitbürger verändern und auch das eigene Verhalten hinterfragen.