Gelungene Fortsetzung mit kleinen Schwächen

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shanna Avatar

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 Nachfolgebücher haben es immer schwer, an vorhandene Erfolge anzuknüpfen, weil die Erwartungshaltung des Lesers natürlich sehr hoch ist. Nach"Macho Man" unterhält uns Moritz Netenjakob jetzt mit "Der Boss".

Der Roman beginnt etwas zäh mit der ermüdenden Diskussion um das Flitterwochenziel des Hochzeitspaares. Daniel zeigt in gewohnter Manier wenig Entscheidungsfreudigkeit und Rückgrat. Man möchte ihn gerne schütteln und ihn aus seiner fast schon lethargischen, zum Philosophieren neigenden Haltung reißen. Die Übermacht der türkischen Verwandschaft in spe, gegen die er sich nur im Geringsten durchsetzen kann, schafft es wieder einmal, die Pläne des Paars zu durchkreuzen. Dabei werden wiederholt die üblichen Klischees bemüht, was den Leser nicht sonderlich überrascht, aber dennoch zum Schmunzeln bewegt.

In Fahrt kommt die Handlung erst bei der Beschreibung des alternativen Weihnachtsfests, wobei die intellektuellen, deutschen Eltern von Daniel und die traditionelle, türkische Familie von Aylin aufeinanderprallen. Zündende Bonmots reihen sich aneinander, allen voran die herrlich verwirrten Einwürfe von Daniels Oma!

Leider werden die skurrilen Eigenheiten der türkischen Verwandschaft im Laufe der Handlung zu überspitzt und übertrieben dargestellt. Es ist nicht mehr soo lustig, zum wiederholten Mal zu lesen, wie die Hochzeitsgesellschaft zu Hunderten ein Krankenhaus erstürmt, der Bruder alles Mögliche verkauft und der Onkel nur noch Fußball im Kopf hat.

Insgesamt schön und flüssig durchzulesen, einige Szenen sind wirklich gelungen und witzig, aber wer das erste Buch gelesen hat, wird nicht mehr von etwas wirklich Neuem überrascht. Trotzdem eine gelungene Fortsetzung und ich warte jetzt schon auf das dritte Buch, in dem man dann bestimmt erfährt, ob Daniel und Aylin die Flitterwochen wirklich ohne die Familie verbringen...