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simonsays... Avatar

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 Daniel und Aylin sind verlobt und planen die Hochzeitsreise. Schnell wird klar, dass der türkische Teil der Familie mitgeheiratet wird und jetzt schon die Regie übernimmt. Statt auf die Seychellen geht´s ins Ferienhaus der Tante in die Türkei. Auch die Hochzeitsvorbereitungen sind türkisch dominiert, eine große Halle im Industriegebiet, die zwar nicht gänzlich Daniels Vorstellung von Romantik entspricht, aber dafür reichlich mit Kitsch und Tüll geschmückt wird, dient als Hochzeitsfeierlokation. Welten stoßen aufeinander- einmal die liebenswerte türkische Herzlichkeit und ihr Familiensinn, dort die bildungsbürgerliche Verschrobenheit, die um sich und das Leben zu ertragen, alles erhöhen muss. Aus Weihnachten werden multikulturelle avantgardistische Happenings, beim Besuch von Ice Age 3 setzt man sich mit Ur-und Frühgeschichte auseinander. Zwei Mal wird die Hochzeit verschoben, einmal bekommt einer der türkischen Tanten einen Herzinfarkt, dann hält Daniel dem Druck der türkischen Familie bezgl. Integration, die er oft nicht mit seinen Werten vereinbaren kann, nicht stand. Doch schließlich heiraten die beiden- ganz romantisch auf einer Hamburger Hallig, auf der sie sich schon verlobten. Eine richtige Feier mit nachgestellter Trauung folgt in der Halle.

Der Roman liest sich ganz wunderbar- er ist witzig, voll treffender Beschreibungen der türkischen Kultur, des deutschen Bildungsbürgertums, der Schwierigkeiten von Anpassung und Bewahrung des Eigenen, aber auch der Seiteniebe auf moderne kulturelle Phänomene wie Theaterinszenierungen. Anfangs löste die Lektüre sogar lautes Lachen aus, was sich später legte. Auch an Humor kann man sich gewöhnen. Zum Schluss war es schade, sich von Aylin, Cem, Abdullah, Knoblauchwurst und Eau de Colonya verabschieden zu müssen- ich hoffe auf ein Wiedersehen!