Ernstes Thema leicht erzählt

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Zunächst las sich nur der Klappentext gut, doch dann sah ich die Empfehlung Jenny Colgans – da gab es kein Halten mehr.

Was auf den ersten Blick nach einem Bilderbuchleben klingt, bekommt einen herben Dämpfer, als Keira erfährt, dass sie Brustkrebs hat. Statt jedoch klein beizugeben, weil zudem ihre Geschäftspartnerin kurzerhand das Ruder im Geschäft an sich reißt und Keiras Tochter Tilly pubertiert, stürzt Keira sich in Überlegungen, wie sie ihre Behandlung mit ihrem „normalen Leben“ unter einen Hut bringen kann. Als sie in der Klinik Tamsin, eine Keira vom Sehen bekannte Joggerin, wiedertrifft, unterhalten sich die beiden über Tamsins Lauftherapie und kurzerhand rufen sie mit einer weiteren Frau den „Bright-Side-Running-Club“ ins Leben. Mit wachsender Größe der Laufgruppe wächst auch die Hoffnung …

Die Geschichte beginnt mit einer Silvesterfeier und wechselt abrupt zum „Absturz“ ob der Diagnose Brustkrebs. Mit diesem offensichtlichen Wechselbad der Gefühle katapultiert Josie Lloyd ihre Leserschaft geradezu in die Handlung, um anschließend in einen anderen Modus umzuschalten: Da geht es dann um „nebenher“ vermittelte Emotionen, etwa wie schnell man gerade in einer solchen Situation, wo man Mitgefühl brauchte, zu Daten bzw. einer Nummer wird und dass man, obwohl man selbst sicher am tiefsten getroffen ist, versucht, die Folgen für seine Liebsten zu mildern (Wie bringe ich denen das schonend bei …). So wirken normale Stresssituationen geradezu harmlos. Grundlegend führt die körperliche Erschöpfung durch das Laufen dazu, dass die Protagonistinnen neue Kraft schöpfen, vor allem aber durch die gegenseitige Stütze bzw. weil in der Laufgruppe die Frauen unter ihresgleichen sind (in ihrem normalen Umfeld sind sie die anderen – der „Störfaktor“ – die, auf die man Rücksicht nehmen muss). Die behandelten Themen sind klar: Freundschaft, Hoffnung, Kämpfen, sich nicht hängen lassen: so weit, so klar. Was jedoch eindrücklich ist: Wie man in solch einer Situation Freund- bzw. Bekanntschaften neu zu bewerten lernt und der „Sound der Geschichte“: Lloyd hat einen Schreibstil, der nicht „trieft“, das wirkt echt (wohl, weil sie selbst betroffen war), geradezu leichtfüßig, mit feinem Humor. Selbst wenn „Der Bright Side Running Club” keine “große Literatur“ sein mag, ist er ein großes Buch, nämlich eines das ein ernstes Thema leicht erzählt – und das ist dann doch bemerkenswert.