Leise rieselt der Schnee...und bringt ein Klischee!

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waldmeisterin Avatar

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... während Marnie und ihre Freundinnen ihr alljährliches Cookie-Treffen abhalten. Sinn und Zweck desselben ist es nicht nur, sich gegenseitig mit Plätzchen zu versorgen, sondern sich auch zu erzählen, was im vergangenen Jahr wichtig war. Der Cookie-Club besteht aus 12 Frauen, die hauptsächlich Freundinnen von Marnie, der Ich-Erzählerin und Gründerin, sind. Sie hat sie in verschiedenen Phasen ihres Lebens kennengelernt. Da gibt es Freundinnen noch aus der Schulzeit, andere mit denen sie zusammen gekellnert hat, mit einer Freundin hat sie in ihrer "alleinerziehenden Zeit" zusammengewohnt. Selbst ihre Friseurin und ihre zukünftige "Mit-Oma" sind vertreten. Dementsprechend kennt sie viele auch sehr gut.

Und dementsprechend vielfältig sind auch die Geschichten über die Frauen. Da ist einfach alles vertreten: Von früh verwitwet über krebskrank (bemerkenswert: 7 von 12 Frauen) bis arbeitslos. Von verlassen worden über betrogen worden bis selbst verlassen habend. Von drogenabhängig (selbst) bis drogenabhängig (Freund). Von "meine beste Freundin hat ein Verhältnis mit meinem Vater" bis "ich bin gut verheiratet und habe seit 10 Jahren ein Affäre". Von "meine beiden Töchter sind schwanger (eine 18 Jahre und ungewollt von einem EX-Knacki, die andere Ende 20 und schon 4 Fehlgeburten)" bis "Ich habe meinen Sohn bei einem tragischen Unfall verloren". Von "mein Liebhaber ist zu jung" bis "mein Liebhaber ist zu alt". Von gut situiert bis beinahe obdachlos. Von erfolglosem Kinderwunsch bis "wir haben gerade ein Kind adoptiert". Und dann sind da noch die glücklich verheirateten (ja, sowas solls auch geben!), die aber leider nicht am diesjährigen Treffen teilnimmt, weil sie sich mit ihrem Mann gerade auf Hawaii tummelt.

Also für meinen Geschmack ist das einfach zuviel des Guten. Hier wurde einfach jedes Klischee bemüht, das man sich nur vorstellen kann! Das macht das ganze soooo unwahrscheinlich und verliert somit alle Glaubwürdigkeit. Inhaltlich interessant waren die beiden ersten Kapitel (die LP und das Kapitel über Charlene, die ihren Sohn verloren hat), danach gehts eigentlich nur noch bergab.

Einige Dinge haben mich speziell gestört:

- Zum einen wird schon ganz am Anfang von Marnie beschrieben, wie unterschiedlich ihre Töchter sind und im fast exakt gleichen Wortlaut tut sie das erneut gegen Ende des Buches

- Einmal kommt sinngemäß der Satz "Wir alle sind toll, nur keinen bevorzugen!" Was ein Humbug! Wenn jemand Tolles leistet, sollte es honoriert werden und es können nicht alle gleich sein! Das erinnert daran, dass eine Mutter alle Kinder gleichbehandeln will und das war doch wohl nicht Sinn des CCC?

- Und Skys Anruf! Wie könnte es anders sein, er wird im Lauf der Geschichte wohl gefühlte 100 Mal erwähnt, aber tatsächlich anrufen wird sie erst auf der vorletzten Seite.

Die Struktur des Romans ist recht ungewöhnlich: zuerst kommt immer ein Rezept, dann die Geschichte der jeweiligen Frau und dann ein kurzes Kapitel über eine Backzutat. Diese "Zutatengeschichten" waren zwar interessant, aber sie unterbrechen den Lesefluss doch deutlich, so dass ich gegen Ende dazu übergegangen bin, sie auszulassen und dann nachzulesen. Dummerweise sind im letzten "Zutatenkapitel" noch Marnies Gedanken fürs kommende Jahr enthalten, so dass ich diese erst mit Verspätung gelesen habe. Diese Kapitel wären besser im Rezepteheft aufgehoben gewesen!

Sehr schön finde ich jedoch das SoftCover mit den glänzenden Plätzchen und das Stern-Lesezeichen!

die Waldmeisterin