Zuckersüß & missglückt

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 Ann Pearlman wurde in Washington, D.C. geboren. Sie lebt als Schriftstellerin und Psychotherapeutin in Ann Arbor, Michigan. Das vorliegende Buch ist ihr Debut-Roman.

 

Die Umschlaggestaltung hat mich überrascht: orange und gelb sind Farben, die üblicherweise mit Herbst verbunden werden, nicht mit Weihnachten. Aber gut, es sind ja auch Sternchen und Kekschen abgebildet, also von mir aus. Dazu gibt’s noch ein sternförmiges Lesezeichen (das ich nicht verloren habe, ich bessere mich!).

 

Immer am ersten Montag im Dezember treffen sich zwölf (wechselnde) Freundinnen, um Weihnachtsbäckerei auszutauschen, zu plaudern und zu feiern. Dieser Christmas Cookie Club hat sehr strenge Regeln, die dem Leser gleich am Anfang präsentiert werden. Ebenso streng sind die Kapitel aufgebaut: zuerst das Rezept, dann die Geschichte einer der Frauen, zuletzt Wissenswertes über eine Zutat. Ein Inhaltsverzeichnis habe ich vermisst, was sehr schade ist: sucht man ein Rezept, muss man blättern. Es gibt allerdings ein eigenes Rezeptheft von Dr. Oetker mit an den deutschen Geschmack angepassten Rezepten.

 

Erzählt wird im Präsens aus der Sicht Marnies, die den Club ins Leben gerufen hat und auch die Party veranstaltet. Die Sprache ist simpel und kunstlos. Mich stört’s, wenn ein Ausdruck wie „oh-oh“ gehäuft verwendet wird oder man öfters das Gefühl bekommt, einen Satz so ähnlich schon vorher gelesen zu haben, so, als wären Textbausteine verwendet worden. Wenn eine der Frauen tanzt, lässt sie zB immer „die Hüften kreisen“.

 

Trotzdem hätte ich das Buch bis kurz vor dem Ende als leicht lesbare, leicht verständliche, zuckersüße Wellnesslektüre für die Vorweihnachtszeit beurteilt. Wenn sich Pearlman nicht noch einen wirklich groben Fehler erlaubt hätte.

 

Wie wichtig Freundschaft ist wird in der Geschichte oft betont. Im letzten Kapitel stellt sich allerdings heraus, dass eine der Frauen befürchtet hatte, aus dem Club ausgeschlossen zu werden weil sie sich wegen finanzieller Probleme die Zutaten für die Cookies nicht leisten konnte. Das Problem wird nicht durch eine Änderung der Clubregeln (das wird nicht einmal angedacht) sondern dadurch, dass eine Freundin ihr – ohne die anderen zunächst einzuweihen – die Zutaten kauft.

Für mein Empfinden ist das ein heftiger Widerspruch zwischen der vordergründigen Botschaft und dem eigentlich Erzählten. Was ist denn das für eine Freundschaft, wo man aus finanziellen Gründen den Ausschluss fürchten muss? Wo man nicht einmal wagt, darüber zu reden? Da kann vorher noch so oft geschrieben worden sein, wie wichtig Freundschaft ist, wenn das tatsächliche Handeln so aussieht, ist das wertlos. Pearlman dürfte diesen Bruch gar nicht erkannt haben, thematisiert wird er nicht. Und das darf einem Autor nie, niemals passieren. Damit ist das Buch bei mir durchgefallen. Völlig.

 

http://leselustfrust.wordpress.com/