zu vorhersehbar

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lavendelknowsbest Avatar

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Elle betreibt einen erfolgreichen True Crime Podcast. Aus persönlichem Interesse lässt sie der Fall des Countdownkillers nicht mehr los. Er entführte und tötete Mädchen. Jede ein Jahr jünger als die vorherige. Doch die Mordserie riss vor 20 Jahren ab, als ein Opfer fliehen konnte. Als wieder zwei Mädchen verschwinden, verrennt Elle sich in der Vorstellung, dass der Countkiller zurück ist.
Mich sprach die Tatsache an, dass wir mit dem Podcast ein etwas anderes investigatives Medium haben, welches möglicherweise frischen Wind in den Thriller bringen sollte. Elle unterhält sich für ihren Podcast mit ehemaligen Ermittlern, Professoren, Forensikern, aber auch mit Opfern und Zeugen. So bekommen wir einen breit gestreuten Blick auf den Fall des Countdownkillers, der an die 10 Opfer zu verbuchen hat. Dabei spielt eine ganz besondere Zahlenreihenfolge eine sehr wichtige Rolle für ihn.

Aus einem sehr guten und plausiblen Grund, der mir schon sehr früh klar war, ist Elle besessen von dem Fall und hängt sich mehr rein als die Polizei, die nicht annehmen möchte, dass der totgeglaubte Killer wieder auf der Bildfläche aufgetaucht ist.

Zwischen den erzählenden Kapiteln werden Podcastepisoden eingeschoben, was ich sehr gelungen und Interessant fand. Das machte den Fall sehr realistisch und vielschichtig beleuchtet. Außerdem gibt es Kapitel aus der Sicht des Countdownkillers, die seinen Werdegang darstellen sollen.

Hier lag für mich ein großer Schwachpunkt der Geschichte. Mit den Einblicken in die Vergangenheit des Serienmörders erfahren wir auch sein Motiv und das war in meinen Augen viel zu schwach und unbedeutend um so eine Entwicklung glaubhaft zu rechtfertigen. Dennoch jagten mir die Passagen aus seiner Sicht und überhaupt die ganze Thematik um die Entführungen einen Schauer über den Rücken.

Ein weiterer enormer Schwachpunkt des Thrillers war dessen Vorhersehbarkeit und das ist für mich in diesem Genre tödlich. Wenn ich einen Thriller lese, muss mich dessen Spannung mitreißen und die Aufklärung aus den Socken hauen. Mir war sehr schnell klar, was es mit Elle auf sich hatte und auch die Identität des Countdownkillers war nicht überraschend. Schließlich präsentierte die Autorin nur eine logische Möglichkeit und streute nur sehr halbherzig Finten aus. Das war dann doch ziemlich enttäuschend.

Was für mich das Buch rettete, war die Hörbuchfassung. Den Hauptpart las Ulrike Kapfer und machte dabei einen grundsoliden Job. Ich hörte ihr gerne zu. Was ich lobend herausstellen muss, ist die aufwendige Produktion des Hörbuchs. Die Podcastpassagen klangen sehr realistisch, denn es wurden sehr viele unterschiedliche Sprecher für die einzelnen Rollen engagiert. Davon einige bekannte Synchronsprecher und das war einfach ein Genuss für die Ohren, der das gehörte auch noch mal realistischer erscheinen ließ. Die Hörbuchproduktion hat an dieser Stelle alles richtig gemacht und rettet definitiv meine Bewertung für das Buch.

"Der Countdownkiller" von Amy Suiter Clarke war leider nicht das erhoffte Highlight. Dafür war der Thriller viel zu vorhersehbar. Trotzdem kann ich das Hörbuch dazu uneingeschränkt empfehlen, denn es war ein Fest für die Ohren und hat einfach nur Spaß gemacht!