Das Etch-a-Sketch ist überall dabei

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Der mit 220 Seiten überschaubare und daher recht schnell gelesene Roman "Der Duft des Wals" des kanadischen Schriftstellers, Drehbuchautors und Übersetzers Paul Ruban plätschert die meiste Zeit vor sich hin. Die Kapitel sind mit den jeweiligen Protagonisten überschrieben, aus deren Sicht der Fortgang der Geschichte erzählt wird. Vor allem sind das Céleste, Flugbegleiterin eines Ferienflugs in den Süden, eine Familie mit Tochter Ava, deren Eltern kurz vor der Scheidung stehen, sich mit dem Urlaub aber noch eine letzte Chance geben wollen, sowie ein paar Angestellte des Hotels.

Der betreffende Wal des Romantitels und des kongenial gestalteten Covers von Stephanie Roderer strandet bereits kurz nach Eintreffen der Urlauber, verendet dort und explodiert gewissermaßen in der Sonne, als wollte er den Urlaubern ihre hart erarbeiteten Tage im Palmenparadies vermiesen. Jedenfalls liegt über dem Ressort fortan ein ekelhafter Gestank, der sich nur mit Nasenklammern ausblenden lässt.

Weniger ignorieren lassen sich die zwischenmenschlichen Spannungen und inneren Traumata, die mehr oder weniger ausgelebt werden. Unterschwellig steigern sich die Animositäten, bis es zu einer weiteren Explosion kommt, die nicht mehr jeder überlebt. Und schließlich ist auch die dritte Katastrophe nicht weit. Doch so weit kommt der Leser nicht. Der Roman endet mit einem offenen Ende, das jede und jeder für sich selbst weiterspinnen kann.

Fazit: Der Roman ist - wie ich festgestellt habe - eine sehr gute Bahnlektüre. Wie bei einem Etch-a-Sketch ist die Erzählung zackig und geradlinig und wartet mit einem explosionsartigen Finale auf, das gerne etwas früher hätte kommen können.