Interessante Idee, leider nicht überzeugend

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stephi19 Avatar

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Der Duft des Wals (von Paul Ruban), was für eine herrliche Metapher: Wie lange lässt sich trotz Verfall (hier: bestialischer Gestank) die Illusion aufrechterhalten, dass alles in bester Ordnung ist?! Oder ist es vielmehr das Bild westlicher Tourist*innen, die im Angesicht sterbender Geflüchteter Urlaub machen? Vielleicht würden sie dann nicht überleben...Oder gerade deswegen?!
Ich bin gespannt. Der Klappentext macht Lust aufs Lesen.

Es beginnt humorvoll und auch makaber: Ein Blauwal explodiert, überall finden sich Stücke von ihm und in der Luft hängt sein fauliger Geruch/ Duft.

Die Figuren sind durchweg unsympathisch angelegt: die Flugbegleiterin ist bitterböse, der Ehemann schmierig und dümmlich, die Ehefrau neurotisch und nörgelig, und so weiter. Dabei werden den Figuren meist geschlechterspezifische Klischees zugeschrieben. Die jeweiligen Kapitel sind aus unterschiedlicher Perspektive geschrieben, leider wirkt das auf mich nicht authentisch und konstruiert, was insbesondere bei der nicht altersgerechten Sprache der Tochter auffällt.
Inhaltlich wird es zunehmend absurd: Ava macht es sich in den klebrigen Überresten des Wals bequem, die Flugbegleiterin peitscht sich aus...

Und so ist alles mehr Schein als Sein, wie beispielsweise die toten Korallenriffe.

Fazit: Der Duft des Wals ist ein gut lesbarer Roman und der verwesende Wal durchaus eine interessante Idee, aber die Figuren überzeugen mich nicht.