Ist das Kunst, oder kann das weg?
"Der Duft des Wals" von Paul Ruban lässt mich tatsächlich einigermaßen verwirrt zurück, und es fällt mir ebenso schwer, eine Rezension zu verfassen! Gerne würde ich mit dem Autor in einen persönlichen Dialog treten, um auch nur ansatzweise wirklich zu verstehen, was er sich dabei gedacht hat. Verstehe ich es vielleicht nur nicht wirklich? Wir lernen Judith und ihren Mann kennen, die beiden treten mit Tochter Ava eine Mexicoreise an, um am Urlaubsort ihre zerrüttete Ehe zu retten. Aus unterschiedlichen Erzählperspektiven der verschiedenen Protagonisten, aber seltsamerweise auch einiger Nebendarsteller, wie Haushandwerker und Zimmermädchen, erfahren wir den Ablauf und das Scheitern dieses Urlaubs, in dem ein toter Wal am Strand landet und einen unerträglichen Verwesungsgeruch verbreitet. Schon der Titel ist (absichtlich?) irreführend, denn von "Duft" kann keine Rede sein, allenfalls von Gestank. Was will Paul Ruban uns mit diesem Sinnbild sagen? Steht der verwesende Wal für die zerrüttete Ehe? Oder wäre das tatsächlich zu naheliegend? Handelt es sich bei der Geschichte um eine Satire oder einfach nur Klamauk? Die beiden Ehepartner tun am Urlaubsort alles, um den eigentlichen Plan, die Beziehung zu retten, scheitern zu lassen, als Leser sieht man kopfschüttelnd zu,wie der Karren einfach immer weiter in den Dreck fährt. Die vielen Nebenschauplätze, von der Stewardess, die sich selbst geißelt bis zum Zimmermädchen, das an Narkolepsie leidet, sind in meinen Augen ebenso anstrengend wie unnötig. Den Charakteren fehlt es an Tiefe, einzig der lockere und leichte Schreibstil lässt einen den Roman schnell weglesen, und eine gewisse Faszination angesichts des abstrusen Plots kann ich dem Buch nicht absprechen. Das Buch wird definitiv in Erinnerung bleiben, eine wirkliche Leseempfehlung aussprechen, kann ich mit gutem Gewissen nicht. Einzig wer neugierig ist, sollte sich seine eigene Meinung bilden, mir diese dann möglichst mitteilen, vielleicht trägt das ja zu besserem Verständnis bei!