Skurril!

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igela Avatar

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Ein Urlaub soll die Ehe von Hugo und Judith retten. Zusammen mit Tochter Ava fliegen sie ans Meer, in ein exklusives Hotel in Mexiko.

Ein Blauwal, der eines morgens am Strand liegt, trübt allerdings die Stimmung. Denn das tote Tier stinkt bestialisch, die Urlauber können sich nur noch mit Nasenklammern schützen. Doch der fast unerträgliche Geruch verfolgt sie am Pool und am Strand. Sogar im Hotelinnern vergällt der Gestank ihnen den Urlaub.



Skurrilität, Verblüffung und ein fesselnder Aufbau haben dieses Buch zu einem Lesevergnügen gemacht. Skurril ist zum Beispiel der Blauwal, der tot am Strand liegt und so gross ist, dass Ava in ihn hineinschlüpfen kann. Der Gestank, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, ist die logische Folge des toten Tieres am Strand. Es stinkt sogar dann noch weiter, als der Wal auf wundersame Weise verschwindet.

Verblüfft und gespannt habe ich oftmals weitergelesen, denn man ahnt buchstäblich nie, was hinter der nächsten Seite lauert und was der Autor noch so alles auf Lager hat. Der Aufbau ist so gestaltet, dass die verschiedensten Figuren abwechselnd in eigenen Kapiteln in Ich Perspektive erzählen.

Da ist Ava, die zeichnerisch begabte Tochter der Protagonisten-Familie. Ava merkt sehr gut, dass es in der Ehe ihrer Eltern kriselt und flüchtet sich in ihre Skizzen. Die Elfjährige ist feinfühlig und sorgt für etliche tiefsinnige Passagen. Zugleich wirkt Ava erwachsen. Das Altkluge ist wohl eine Folge davon, wie sie von ihren Eltern behandelt wird. Dann ist da ihr Vater Hugo, der insgeheim noch verliebt ist in seine Frau, aber nicht weiss, wie er ihr das zeigen, geschweige beweisen soll. Eine starke Figur ist Judith, die die Umwelt retten möchte und irgendwie im täglichen Alltagstrott sich und ihre Beziehung verloren hat. Weiter kommen Waldemar, der Mann für alles im Hotel, und Flugbegleiterin Céleste zu Wort. Oft erzählt eine Figur, was sie erlebt und im Kapitel danach sieht man die Beobachtung darauf aus Sicht einer anderen Figur. Das ergibt immer eine ganz andere Sehensweise oder Bedeutung des Erzählten.

Der Autor schreibt in einem angenehm zu lesenden und einen unaufgeregten Stil. Sehr gefallen haben mir die leisen Untertöne in Bezug auf All-inclusive-Hotels, Verschmutzung der Meere und Schuldzuweisungen in Beziehungen. Ab und zu blinzelt feiner und rabenschwarzer Humor durch, was mich zusätzlich begeistert hat. Schlussendlich bleiben Raum für etliche Gedanken. Gedanken wie, dass es auch im Urlaub im schönsten Luxusressort stinken kann... übertragend gemeint.