Sehnsucht nach Freiheit

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marionhh Avatar

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Ein junges Mädchen lebt bei ihrer (Ex)Tante. Sie muss sich verstecken und darf nicht gesehen werden, daher verbringt sie ihre Tage nur in der beengten Wohnung und darf nicht nach draußen. Sie vereinsamt zusehends, ihre einzige Zerstreuung sind Bücher.

Viel passiert nicht in der Leseprobe. Trotzdem ist es eine fesselnde Geschichte, die man unbedingt weiterlesen will. In zwei Erzählsträngen wird einmal die Geschichte der Familie Melinas erzählt, wie Melina als Nachzüglerin auf die Welt kommt, als ihre zwei Brüder schon fast erwachsen sind. Eigentlich eine normale, glückliche italienische Familie in einem Dorf bei Neapel. Die Eltern haben gute Jobs, die Söhne erhalten eine gute Ausbildung und ebenfalls gute Stellungen. Dennoch lebt die ganze Region im Schatten eines Mafiapaten, „der Boss“. Ohne seine Billigung geht gar nichts, seine Missbilligung zieht man besser nicht auf sich. Der eine Sohn flüchtet aus der Enge des Dorfes nach Brüssel, der Rest der Familie bleibt.

 

Im zweiten Erzählstrang werden in der Ichform Gedanken und Gefühle des eingesperrten Mädchens wiedergegeben, was sehr authentisch ist und zu Herzen geht. Ihr ist etwas Schlimmes passiert, in der LP bleibt es aber noch im Dunkeln. Die Tante, die geschieden ist und alleine lebt, versorgt sie, mehr aber auch nicht. So ist das Mädchen mit sich allein, weit weg von ihrer Familie, ohne großen menschlichen Kontakt, nur mit Büchern. Sie schaut aus dem Fenster (sehr schön und passend ist hierzu das Cover!), denkt sich Geschichten aus und sehnt sich nach Freiheit.

 

Auch wenn keine große „Action“ passiert: Das Buch ist packend und man fühlt mit. Man fragt sich, was genau passiert ist und hofft, dass das Mädchen, wer immer sie ist, ihre Freiheit findet und selbstbestimmt ihren Weg gehen kann. Ein leiser und doch eindringlicher Roman über ein starkes Mädchen!