Komplexes Bild einer Familie

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Margherita Oggero erzählt uns in ihrem Roman _Der Duft von Erde und Zitronen_ eine Familiengeschichte in Versatzstücken. Die Ich-Erzählerin ist ein pubertierendes Mädchen - Imma - die bei einer Tante zu ihrem eigenen Schutz gefangen gehalten wird. Sie hat einen Mord beobachtet, der von einem Camorra-Mitglied begangen wurde. Die Familie fürchtet die Rache der Organisation und versteckt die Tochter bei eben jener Tante, die tagsüber arbeitet und das Mädchen nicht ständig unter Kontrolle halten kann. Allmählich beginnt Imma, sich Stück für Stück aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Antrieb dafür ist ihre Verliebtheit in einen jungen Buchverkäufer, den sie auf einem ihrer Streifzüge kennenlernt und der sie mit Büchern versorgt, in denen sie Trost findet.

Nach Erde und Zitronen duftete das Bett der Mutter, die bei einem Unfall - von dem man vermutet, es war eine Aktion der Camorra - ums Leben kam.

Auf der zweiten Ebene wird die Geschichte dieser Familie erzählt. Oggero benutzt hierfür die auktoriale Erzählebene. Wir erfahren die Geschichte eines jeden Familienmitglieds und wie es zu diesem Unglück kommen konnte. Diese Erzählebene ist nicht unbedingt chronologisch, so dass der Leser sich einlesen muss, um die Zusammenhänge zu verstehen. Aber diese Mühe lohnt sich, denn am Ende steht die Geschichte wie eine Collage, die sich zu einem komplexen Bild zusammenfügt. Es zwar eine Kriminalgeschichte, aber die kommt so ruhig und sanft daher, dass man trotz aller Tragik ganz leicht durch das Buch geführt wird.