Eine absolute Wohlfühlgeschichte

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gaby2707 Avatar

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Maren Liebermann fällt aus allen Wolken, als ihre Oma Undine ihr ein Haus auf der Nordseeinsel Amrum schenken will. Zusammen mit ihrer 6-jährigen Tochter Leni reist sie von Kassel auf die Insel und verliebt sich sofort in dieses wunderschöne Haus gleich hinter dem Deich. Als sie im Gartenschuppen einen alte Backtisch ihrer Uroma Hedwig findet, setzt natürlich bei der Konditorin sofort das Backfieber ein und sie kann sich einen Neuanfang für sich und Leni auf der Insel sehr gut vorstellen.
Aber warum hat Oma Undine die Insel vor so vielen Jahren verlassen und will sie nie mehr betreten? Ganz langsam lüftet sich der Schleier der Vergangenheit vor Maren. Und vielleicht findet ja ihr Herz hier wieder eine neue Heimat.

Anne Barns hat mich mit ihrer malerischen und bildhaften Schilderung von Land und Leuten sofort in den Bann der Insel gezogen. Durch ihre lebhaften Beschreibungen hat sie das Flair so gut eingefangen und ich sehe mich beim lesen immer wieder in den Dünen oder am Strand stehen oder die kleinen Orte der Insel erkunden. Ich meine den Wind in den Haaren und das Salz auf der Haut spüren zu können.
Maren ist eine sehr sympathische und offene junge Frau, die nach dem Tod ihres Lebensgefährten versucht ihr Leben mit ihrer Tochter wieder auf die Reihe zu bekommen. Und sie ist mit Leib und Seele Konditorin. Das merkt man, als sie zusammen mit Leni den alten Backtisch findet und gleich beginnt zu backen. Hier habe ich bald den Duft nach frisch gebackenem Kuchen in der Nase. Die Rezepte von Oome Hedwigs Winjebüüdel (Windbeutel) und den Siasaalt-Keeken (Meersalzkekse), die in der Geschichte immer wieder gebacken werden, bekomme ich auf den letzten Seiten zum nachbacken.
Durch die immer wieder eingestreuten Worte und Sätze im Amrumer Dialekt kommt das Flair der Insel noch besser bei mir an.
Als Maren den Insulaner Mattes kennenlernt entspinnt sich nach und nach eine kleine Liebesgeschichte. Aber das Augenmerk wird in dieser Geschichte auf das Aufdecken und das Aufarbeiten der Vergangenheit von Oma Undine gelegt, die als junge Frau die Insel verlassen und nie wieder betreten hat. Maren lernt dadurch ihre Verwandschaft kennen von der sie bis dahin keine Ahnung hatte, was der Geschichte eine emotionale Tiefe gibt.
Ich als Leserin lerne durch die Kapitel ab dem Jahr 1946, die immer wieder eingefügt sind, Marens Urgroßmutter Hedwig kennen, die damals vom Festland aus Frankfurt auf die Insel zu ihrer großen Liebe Joris kommt. Sie begleite ich in den kommenden Jahren immer wieder, bis im Jahr 1970 ihre Tochter Undine aus Hamburg zurück auf die Insel kommt und sich einges ändert. So bin ich an Undines Vergangenheit immer noch ein Stückerl näher dran als Maren.

Eine wundervolle Geschichte voller Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft, bei der man sieht – alles ist möglich. Die den Alltag für ein paar Stunden aussen vor lässt mit Geheimnissen, Liebe und ganz viel Kuchen und Gebäck. Ich habe den Aufenthalt auf Amrum sehr genossen.