Gute Idee, aber irgendwie zu viel Drumherum

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Im Zentrum der Geschichte steht Hella Karl – Feuilletonchefin einer Berliner Zeitung, tough, ehrgeizig und ziemlich mit sich selbst beschäftigt. An ihrem freien Tag erreicht sie eine Nachricht, die alles auf den Kopf stellt: Der ehemalige Theater-Intendant Kai Hochwerth hat sich das Leben genommen. Ausgerechnet in der Sydney Opera. Der Knackpunkt? Kurz davor hat Hella einen Artikel über ihn veröffentlicht, der seine Karriere ruiniert hat.

Was folgt: ein ordentlicher Shitstorm, ein peinliches Interview, ihre Suspendierung – und die Frage, ob sie wirklich Schuld trägt. Jetzt heißt’s: Kopf über Wasser halten und rausfinden, was da eigentlich wirklich gelaufen ist.

Damit packt das Buch große Themen an – Macht, Verantwortung, Missbrauch von Einfluss, und alles, was im Kulturbetrieb der letzten Jahre so hochgekocht ist. Klingt schwer, ist aber überraschend leicht erzählt. Die Grundstimmung ist eher locker, manchmal fast ironisch – was bei dem Thema durchaus ungewöhnlich ist.

Was mich aber irgendwann genervt hat: Dieses ständige Herumgeeiere in Hellas Gedankenwelt – viel Selbstreflexion, viel „Was will ich eigentlich?“. Dazu kommt eine gefühlt nie endende Auseinandersetzung mit ihrem Lebensgefährten, der längst sein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat.

Und dann war da noch dieses Berlin-Potsdam-Setting. Für Leute, die sich da auskennen, sicher nett – für mich war es eher anstrengend. Mir wurde das alles zum Schluss zu „zeitgeistig“ – als müsste nochmal ganz Deutschland auf ein paar Seiten abgearbeitet werden. Auch die Sprache war nicht immer 100% meins.

Unterm Strich: Spannende Themen, guter Ansatz, aber irgendwie zu verkopft und mit zu viel Drumherum.