Mittelmäßig
Mittelmäßig. "Der Einfluss der Fasane" von Antje Rávik Strubel hat mich nicht sonderlich begeistert, hatte ich doch im Vorfeld eine hohe Erwartung an den Inhalt, gepaart mit der Vorfreude auf eine ansprechende Sprache und lebenskluge Gedanken. Der Roman ist tatsächlich sprachlich ansprechend und weiß auch mit guten Gedanken aufzuwarten, allein der Inhalt kann nicht überzeugen. Als Feulletonchefin einer großen Zeitung veröffentlicht die Protagonistin Hella Karl einen Artikel über den Leiter eines Theaters, Kai Hochwerth; in diesem Artikel wirft sie ihm den Mißbrauch seiner Position vor. Kurz darauf suizidiert sich Hochwert, als er seine Frau, eine berühmte Opernsängerin, nach Australien begleitet. Die Reaktionen in der (medialen) Öffentlichkeit sind voller Empörung und versuchen einen Zusammenhang zwischen dem Artikel und der Selbsttötung herzustellen. Hella Karl wird vorerst von ihrer Aufgabe freigestellt und ist bemüht, nicht Opfer der Lage zu sein, sondern 'vor die Lage' zu kommen: "Statt nachzurichten, würde sie etwas ausrichten. Ihr Artikel, da war sie sicher, erzeugte Gegenwärtigkeit. Sie stellte Wirklichkeit her, anstatt ihr hinterherzuschreiben, sie setzte ein Geschehen in Gang." Ein zweiter Erzählstrang thematisiert die Geschichte ihrer Beziehung zu ihrem Mann T., der sie zwecks Selbstfindung zu verlassen gedenkt - wohl um der Leserschaft einen Gesamteindruck zu geben, wie es um die gegenwärtige Befindlichkeit von Hella Karl steht. Und immer wieder tauchen Fasane auf, das Krafttier,welches ermutigt, in allen Lebenssituationen mit Anmut und Stolz zu handeln. Wie dies der Protagonistin gelingen wird, bleibt am Ende offen. Ein Versuch über das Individuum im Sturm der medialen Empörung, der nicht so ganz überzeugen kann.