Was Worte anrichten

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herr_rabowski Avatar

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Was schreibt man zu einem Buch, dessen Inhalt einen unbefriedigt zurück lässt? Mit einer Hauptcharaktere, die nicht nur viele Ecken hat, sondern wirklich unsympathisch, weil rücksichtslos und überheblich ist? Wir erleben eine Frau, die in ihrer Arbeit voll und ganz auf geht. Soweit so gut. Ja sogar ihr privates Leben immer hinten an stellt. Die Autorin lässt einen kurzen Einblick in umgekehrte Rollenverteilung zu. Wie fühlt Mann sich, wenn Frau nicht nur mit den Gedanken, sondern auch körperlich mehr bei der Arbeit als vor Ort ist? Den (Haus-) Mann inszeniert sie als Sexobjekt. Die Ansätze von Antja Rávik Strubel finde ich gut. Am Ende des Buchs konnte ich jedoch wenig mitnehmen.

Die Protagonistin Hella Renata Karl bleibt unnahbar. Nicht nur für den Leser. Dass ihrem Partner T das auf Dauer nicht ausreicht, ist naheliegend und verständlich. Hella hat sich ihre Position mit Biss erarbeitet und zeigt zur gleichen Zeit mit dem Finger besonders auf Männer, die mit derselben Macht gegenüber Anderen (Frauen) agieren. Als Frau tut sie das subtiler. Dennoch tut sie es. Nicht weniger selbstherrlich. Sie ist sehr auf sich fixiert. Freunde scheint sie nicht zu haben.

Welche Rolle die Titel gebenden Fasane spielen, hat sich mir nicht erschlossen. Sie tauchen hier und da auf und versuchen eine Verbindung zu schaffen. Ein Faden, der sich durch die ganze Geschichte zieht. Ihr tatsächlicher Einfluss scheint leider auf einer Ebene abzuspielen, die sich mir nicht erschließt. Sie wirken eher wie ein mutwilliges Konstrukt, das irgendwie her musste. Als benötige es zur Beschönigung der widerstrebenden Handlungen der Protagonistin noch ein bisschen Natur. Etwas Mildes.
Ich kann mit dem Inhalt des Buchs auch Tage nach dem Lesen nicht so viel anfangen. Gefallen haben mir die Wortfindungsspielchen. Die machen es auch aus. In einem Roman, in dem der Einfluss und die zerstörende Macht von Sprache thematisiert werden, kann gut und gerne mit Worten gespielt werden. So richtig zum Punkt kommt die Kritik über den Einfluss von Medien für mein Empfinden jedoch nicht. Da fehlt noch etwas. Ich fühle da eher eine undefinierte Leere.

Dennoch habe ich Passagen und Textsplitter gelesen, die mir zugesagt haben. Da gab es Sätze, die haben mich in der Tiefe getroffen. Denen möchte ich noch einmal nachspüren. Denn mit Worten umgehen, dass kann die Autorin.
Ein Buch, das mich in meiner Einschätzung zwiegespalten zurücklässt. Es hat mich nicht umgehauen und ob ich es jemandem empfehlen werde, bin ich auch nicht sicher.