Potential nicht genutzt

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botte05 Avatar

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Kommissar Tommy Bergmann begibt sich entgegen aller Widerstände und Verbote auf die weitere Suche nach der 13jährigen Amanda, die – nach monatelanger vergeblicher Ermittlungsarbeit – jetzt für tot erklärt wurde, womit der Fall offiziell abgeschlossen ist. Ihm droht sogar eine Suspendierung. Bergmann kann nicht aus seiner Haut. Er sucht alte und neue Zeugen auf, dreht und wendet jede Aussage, reist sogar nach Litauen. Er stößt sogar auf eine ominöse Sekte; aber auch hier ist der Täter nicht zu finden…

Bei den Fällen um den Kommissar Tommy Bergmann handelt es sich offenbar um eine Reihe in drei Bänden. „Der letzte Pilger“ (1) habe ich gelesen; „Teufelskälte“ (2) hingegen nicht.

Im Grunde handelt es sich bei „Der einsame Bote“ um einen soliden Krimi. Allerdings nimmt Bergmann sich für seine unautorisierte Ermittlertätigkeit sehr viele Freiheiten, so dass für mich eine kriminalistische Grundstimmung nicht aufkommen mag. Ich gewinne während des Lesens den Eindruck, dass mir an der einen oder anderen Stelle Informationen fehlen; mutmaßlich hätte ich alle drei Bände in Folge lesen müssen, um hier die Handlung lückenlos schlüssig zu finden. Im Resümee finde ich, dass der Klappentext – sehr komprimiert – fast die gesamte Handlung verrät, was ich schade finde.

Bergmann soll wohl als „Typ“ eine einzigartige Persönlichkeit darstellen, aber seine Rolle erscheint mir oft aufgesetzt, einfach zu viel des Guten oder sogar völlig daneben. Im zweiten Drittel hat mich das Buch sogar teilweise verloren, ich stand kurz davor, das Lesen abzubrechen. Letztlich gelingt es dem Kommissar den Fall für sich abzuschließen, aber für mich sind der Weg dahin und auch die eigentliche Auflösung bzw. der Showdown nicht schlüssig.

Als Fan nordischer Kriminalromane ist Gard Sveen bislang der Einzige, dessen Bücher ich nicht gelungen und / oder empfehlenswert finde. Schade, der Plot hätte für Mehr genug Potential geboten.


Gard Sveen, Der einsame Bote, Broschiert, Kriminalroman, List Verlag, 15,00 €, 304 Seiten, Erscheinungstermin 08.06.2018