Spannend - aber lückenhaft

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edda Avatar

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Nach „Der letzte Pilger“ und „Teufelskälte hier nun der ersehnte dritte Kriminalroman mit dem Osloer Kommissar Tommy Bergmann.
Dieser glaubt nicht an den Tod des Entführers und Mörders Jan-Olov Farberg. Die dreizehnjährige Amanda soll gerettet werden. Die Spur führt nach Litauen zu einer dubiosen Sekte. Anlass hierfür sind 2 Postkarten aus Vilnius und eine alte Zeitungsnotiz über eine Sekte.
Gard Sveens ideenreicher Kriminalroman bietet Spannung, in die man sofort hineingeworfen wird und fesselt mit zwei Erzählsträngen und überraschenden Wendungen bis zum Schluss. Eine Idee, ein Indiz jagt in hoher Geschwindigkeit das nächste. Die Fahndung, das entführte Mädchen lebend zu retten, läuft auf Hochtouren. Tommy Bergmann ist Einzelkämpfer, als krank Geschriebener ermittelt er gegen die Ansichten seiner Vorgesetzten auf eigene Faust. Und das im wahrsten Sinne. Tommy Bergmann bleibt gewalttätig, trotz Boxkurs - richtet seine haltlose Gewalt auf Verbrecher, die er schon mal à la Charles Bronson – ein Mann sieht rot – ohne gerichtliches Verfahren hinrichtet. Der Charakter von Tommy ist facettenreich und zwiespältig. Von Sympathie gegenüber seines Alleingangs bis hin zum Zweifel an seiner Grenzüberschreitung. So wie der Gejagte durch Verstümmelung menschlicher Extremitäten brachial Grenzen überschreitet, so hat auch der Protagonist Tommy mit seinen Dämonen zu kämpfen. Als Gegenpol, die Mitarbeiterin und Mutter Susanne Bech, die heimlich in Oslo recherchiert. Sie ist die eindeutige Sympathieträgerin und fungiert ausgleichend. Beide Hauptpersonen sind lebendig geschildert und es macht Spaß, ihren Charakteren zu folgen. Die Bühnen sind Oslo und Litauen.

Der Titel „Der einsame Bote“ klingt anregend, kann sich mir aber nicht wirklich erschließen.

Empfehlenswert zu lesen sind die vorangegangenen Romane mit Tommy Bergmann. Denn der Lesefluss wird erschwert durch eine teils schwer überbrückbare Sprunghaftigkeit der Informationen, die sich zwar später durch Kombination erschließt, aber keine gänzliche Zufriedenheit entstehen lässt.
Dadurch leider, trotz des Ideenreichtums des Autors, für mich der schwächste der drei Romane.