Düster

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darcy Avatar

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Antonio Hill ist ein solider Krimi gelungen. Leider ist es bereits der zweite Band um den Ermittler Héctor Salgado. Das merkt man deutlich, es wird ständig auf Dinge angespielt, die im ersten Band vorkamen (und den ich leider nicht kenne). Deswegen sollte man die Bücher besser der Reihe nach lesen.
Aber auch ohne Kenntnis des vorherigen Buches kann man der eigentliche Krimihandlung folgen. Die Hinweise beziehen sich mehr auf die Sache um Ruth und natürlich Héctor und seine Vorgeschichte. Es geht um einen merkwürdigen Selbstmord, des zweite, der im Umkreis einer Kosmetikfirma passiert. Da man auch evtl. Mord nicht ausschließen kann, wird Héctor darauf angesetzt. Als auch noch ein dritter "Selbstmord" geschieht, ist ihm klar, das da nicht alles mit rechten Dingen vor sich geht. Privat ist Héctor ebenfalls gebeutelt. Seine Exfrau verschwand unter ungeklärten Umständen vor einigen Monaten. Er ist einer der typischen Problempolizisten: er raucht zu viel, neigt zur Gewalt und leidet unter dem mysteriösen Verschwinden seiner Ex-Frau. Er ist ein klassisches Klischee, aber Musterpolizisten sind ja auch irgendwie langweilig.

Das Netz der Verflechtungen der Personen untereinander ist vielfältig. Während Héctor sich um die Selbstmorde kümmert, ermittelt seine Kollegin Leire in ihrem Mutterschaftsurlaub ein wenig weiter in der Sache um Héctors verschwundene Frau Ruth. Die Kapitel wechseln sich unregelmäßig ab, immer mal ist eine der Ermittlungen im Vordergrund. Dabei tauchen eine Menge Personen auf, gelegentlich musste ich erst einmal überlegen, wer denn wer war. Das Buch ist relativ umfangreich und leider haben sich auch ein paar Längen eingeschlichen. Héctor dreht sich lange im Kreis, es dauert, bis man einen roten Faden in der Ermittlung hat. Die Sache um die verschwundene Ruth ist interessanter. Dem Autor ist auf jeden Fall mehr an seinen Personen, ihren Gedanken und Beweggründen gelegen als an einer nervenzerfetzenden Krimihandlung. Die Grundstimmung im Buch ist düster, was sich auch an der Beschreibung der ungewohnt trostlosen Beschreibung Barcelonas widerspiegelt.

"Der einzige Ausweg" ist ein komplex gestalteter Krimi, der mit einer Fülle von interessanten und gut ausgearbeiteten Figuren ausgestattet ist. Aber irgendwie fehlt etwas - der zündende Funke, der einen rastlos durch das Buch lesen lässt und mich als Leser packt. Zwar macht das Buch zum Ende wieder etwas neugierig, denn es werden nicht alle Fäden verknüpft und es tut sich eine weitere Tür auf im Fall Ruth. Aber ob ich Héctor ein weiteres mal durch sein fades Barcelona folgen möchte, weiss ich noch nicht.