beängstigend

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luisfelix Avatar

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Den Autor Abbas Khider kannte ich vorher noch nicht. Ein junger Mann aus Bagdad der seinen Weg in die Freiheit suchte ist sehr packend und ergreifend berichtet. Nachdem er mit 19 Jahren aus politischen Gründen verhaftet wurde sucht er die Freiheit. Wer würde so viel Mut und Durchhaltevermögen aufbringen. Wie groß muss die Verzweiflung sein um alles zu Riskieren. In dem Roman "Der Erinnerungsfälscher" geht es um einen irakischen Flüchtling, der als Asylant einen weiten Weg über viele Jahre seinen Weg nach Deutschland gefunden hat und auch nach vielen Jahren in diesem Land - trotz eines inzwischen deutschen Passes - noch nicht so richtig angekommen ist.
Seinen Pass trägt er immer bei sich, er traut der Welt immer noch nicht obwohl er mittlerweile Frau und Kind hat und schon lange in Deutschland lebt. Die Erlebnisse schüttelt man nicht so einfach ab. Oft genug ist es nicht nur eine Erinnerung an ein Ereignis, sondern gleich mehrere, ohne dass er genau sagen kann, welches denn nun die Richtige oder Falsche ist. Oder ist es am Ende gar keine?
Beim Lesen schämt man sich schon wie unser Land tickt. Es werden den Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Land das Leben sehr schwer gemacht. Wo gehören sie eigentlich hin, für immer Heimatlos? Zwei Kulturen lassen sich schwer leben.
Als er einen Brief aus der Heimat bekommt, die Mutter liegt im Sterben, beschließt er in sein Heimatland zu reisen um Abschied zu nehmen.
Aufgrund der Nachricht möchte er zurück in sein Heimatland um sich von der Mutter zu verabschieden, aber nichts findet er vor wie es in seiner Erinnerung war. Er reißt über Doha nach Bagdad, im einem fast leeren Flugzeug.
Er reist als Tourist in sein Land mit deutschem Pass und muss feststellen alles hat sich verändert . Wieso fragt er sich verspüre ich keine Freude . Dies ist doch der Ort meiner Kindheit.
Schnell kehrt er seinem Land den Rücken und kehrt zurück nach Deutschland.

Abbas Khider verarbeitet in seinen Romanen seine Erinnerungen an seine Heimat Irak, die Dramen um sein Herkunftsland, seiner Flucht und seine Ankünfte in anderen Ländern bis zu seiner neuen Heimat in Berlin. Er liest im Internet, dass es Erinnerungsverfälschungen gibt (vermutlich haben damit sehr, sehr viele Menschen zu tun, die sich nicht an ihre Jugend und der Dramatik damals erinnern wollen). Ein sehr lesenswertes Buch.