Brandaktuell und Augen öffnend

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Von Erinnerungsfälschung spricht man in der Psychologie, wenn jemand seinen eigenen Erinnerungen unabsichtlich verändert. Das passiert Abbas Khiders Protagonisten, Said Al-Wahid, in seinem neuen Roman „Der Erinnerungsfälscher“.

Nach seiner Flucht aus dem Irak, fasst Said in Deutschland Fuß, gründet eine Familie und versucht sich als Schriftsteller. Als seine Mutter im Sterben liegt, fliegt er zurück nach Bagdad. Dass er seine Erinnerungen oft nicht richtig greifen kann, merkt er beim Schreiben. Aber auch, dass das gar nicht so wichtig ist, wenn er die fehlenden Puzzlestücke einfach erfindet.

In seinem neuen Buch schafft es Abbas Khider erneut, uns einen Einblick in das Leben eines Asylbewerbers zu bieten. Der Protagonist muss sich mit drohender Abschiebung und den zum Teil haarsträubenden Paragrafen des deutschen Rechts herumschlagen und auch nach der Einbürgerung wird er das Gefühl nicht los, unter ständiger Beobachtung zu stehen. Aber auch die Rückkehr in den Irak wird für ihn nicht leicht und fördert eine Menge Erinnerungen zutage.

Abbas Khider ist einer der großen Geschichtenerzähler unserer Zeit und er legt seinen Finger in eine offene Wunde, aber gerade durch seine Bücher schafft er auch Brücken. Denn wir in den westlichen Ländern dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass der Umgang mit geflüchteten Menschen aktuell oft nicht besonders menschenwürdig ist.