Ein Blick zurück

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miro76 Avatar

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Said Al-Wahid bekommt einen Anruf seines Bruders, der ihn informiert, dass seine Mutter im Sterben liegt. Sofort nach einer Podiumsdiskussion macht er sich auf in seine Geburtsstadt Bagdad.

Auf diesem Weg zurück schweifen seine Gedanken rückwärts zu seiner Flucht durch Länder und Jahre, bis zu seiner Ankunft in Deutschland. Endlich angekommen lernt er die Sprache, holt die Matura nach, beginnt ein Studium und wird immer wieder zurückgeworfen, weil er um seinen Aufenthaltstitel fürchten muss.

Er erinnert auch seine zwei Besuche in Bagdad die teils verstörende Eindrücke hinterlassen haben. Dieses von Diktatur, Krieg und Bürgerkrieg gebeutelte Land kann er schnell nicht mehr Heimat nennen und seiner Familie dort wird er immer fremder.

Der Autor geht mit diesem Buch der Frage nach, wie sehr wir unseren Erinnerungen trauen können. Malen wir manches schöner? Haben wir manches wirklich erlebt, oder wurde es uns nur erzählt? Machen wir Träume wirklich, oder verwandeln wir die Wirklichkeit in einen Traum, weil sie sonst nicht zu ertragen ist?

In diesem kleinen Roman steckt eine tiefe Wahrheit, die sehr poetisch erzählt wird und ich denke, es steckt auch einiges Persönliche des Autors darin. Es wirkt wie ein vorsichtiger Blick in die Seele eines Menschen, der in wenigen Jahren mehr erlebt hat, als manch anderer in einem ganzen Leben.

Dieser kleine Roman ist äußerst dicht und hat mich sehr berührt. Diese Fluchtgeschichte hat wieder traurige Aktualität bekommen. Ich hoffe, wir begegnen den Menschen, die demnächst zu uns kommen werden freundlicher, als es Said erlebt musste!