Heimatlos

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schokoflocke Avatar

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" Im Irak, das weiß Said, drehen sich die Minutenzeiger nicht über Ziffern, sonder über Wunden. "
Als junger Mann ist Said Al - Wahid von der Diktatur in Irak gefüchtet und nach zwei turbulenten Jahren in Deutschland angekommen. Es hat viele Jahre gedauert bis Said sich mühsam eine neue Existenz aufgebaut hat, heimisch fühlt es sich trotzdem immer noch nicht. Als seine Mutter in Sterben liegt beschliesst Said nach Bagdad zu fliegen. Es ist eine , physich und mental, beschwerliche Reise. Said wird von Erinnerungsfetzen überflutet, ist aber nicht sicher ob diese Erinnerungen auch echt sind oder seiner Fantasie entsprungen sind.
" Es gibt Orte im Gedächtnis, die sind wie Minenfelder, sie können einen in Stücke reißen. Ein Leben kann schön und erträglich sein - wenn man diese Orte meidet."
Da ich schon paar andere Bücher von Abbas Khider gelesen habe, kann ich gleich zwei Dinge feststellen - thematisch bleibt sich der Autor treu, in schriftstellerischer Hinsicht ist er aber gereift. Schon nach paar Sätzen hatte ich das Gefühl von Tiefgründigkeit und Ernsthafigkeit und war von der Geschichte gefesselt. Die Erzählung wirkt sehr persönlich. Ich weiß zwar nicht wie autobiografisch sie wirklich ist, man merkt aber deutlich wie pregnant Khadas Erlebnise als Flüchting waren und wie sehr ihn die Situation in Irak belastet ( da hat sich zwar so einiges geändert, besser geworden ist es aber nicht ). Deswegen wirkt die Geschichte auch so authentisch und glaubwürdig. Der Erzählton ist ruhig aber sehr ausdruckstark, die Sprache schön und leicht verständlich, der Inhalt erschütternd und bewegend. Für mich ein fast perfektes Buch, nur paar Seiten ( oder besser noch Kapiteln ) hätte ich mir gewünscht.