Kurz, eindringlich, raffiniert!

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jojo007 Avatar

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In Abbas Khiders Roman "Der Erinnerungsfälscher" durchlebt der Iraker Said Al-Wahid verschiedene Episoden seines Lebens erneut. Vom Leben im Irak, dem Krieg der Flucht und dem Neuanfang in Deutschland, von Eltern und Geschwistern bis hin zu Frau und Sohn. Doch was davon entspricht der Wahrheit, was ist wirklich geschehen und was entstammt nur Said Fantasie? Und spielt das überhaupt eine Rolle? Ist Unwissenheit nicht bekanntlich ein Segen?
Abbas Khider gelingt es jedenfalls ganz meisterhaft den Leser in die Geschichte zu bannen, wozu er nicht einmal allzu weit ausholen muss. Mit nur 128 Seiten ist das Büchlein nämlich wahrlich kein Wälzer. Das ist aber auch gar nicht nötig, wenn die wenigen Worte doch bereits alles aussagen. Im Grunde genommen ist der geringe Umfang mit der entsprechend kurzen Lesedauer fast schon notwendig, um den Überblick über Saids verworrene Gedanken nicht zu verlieren.
Das Lesen in einem Rutsch empfiehlt sich.
Besonders gefallen hat mir auch die Schriftstellerische Raffinesse, mit der das Symbol der Taube vom Cover auch in der Geschichte aufgegriffen wird.
So ist Hoffnung doch oft das Einzige was Said am Aufgeben hindert.

Insgesamt würde ich den Kurzroman "Der Erinnerungsfälscher" als eindringliche und berührende Geschichte mit enormer Symbolkraft weiterempfehlen.