Rückkehr nach Baghdad

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
petris Avatar

Von

Said Al-Wahid stammt ursprünglich aus dem Irak. Nach einer Flucht, die mehrere Jahre dauerte, gelingt es ihm, nach Deutschland zu gelangen, dort zu studieren, Fuß zu fassen, die Staatsbürgerschaft anzunehmen, zu heiraten und seinen Traum vom Schreiben wahrzumachen. Eine Erfolgsgeschichte sozusagen. Als der Anruf seines Bruders aus dem Irak kommt, dass die Mutter im Sterben liegt, macht er sich sofort nach dem Symposion auf den Weg, den Pass hat er sowieso immer in der Tasche. Es ist das erste Mal, dass er zurück nach Bagdad fährt seit er geflohen ist, so oft hatte er es vor, doch immer war es zu gefährlich, erst der Umsturz, dann der Bürgerkrieg,… Doch nun ist es so weit, er hofft nur eines, seine Mutter noch lebend anzutreffen, um sich von ihr zu verabschieden.
Auf dieser Reise lässt er sein Leben Revue passieren, sein Anfang im Irak, seine Flucht, das Ankommen in Deutschland. Auch wenn ich mich schon viel mit dem Thema Flucht beschäftigt habe, ist es immer wieder erschütternd zu lesen, unter welchen bürokratischen Hürden, unter welchem Rassismus (mehr oder weniger gut versteckt, mehr oder weniger beabsichtigt) und mit welchen Dingen sich Geflüchtete auseinandersetzen müssen, Dinge, die einem als weißer Einheimischen niemals passieren würden, die niemand von dir verlangen würde. Und dabei ist der Protagonist einer von denen, die es geschafft haben, der angekommen und gut integriert ist, der sogar studiert hat. Trotzdem. Selbst das schützt oft nicht vor Diskriminierung.
Das alles erzählt Abbas Khider in sehr ruhiger, schlichter Sprache, unaufgeregt, ohne anzuklagen, einfach darstellend, was ist. Das macht das Geschehene vielleicht etwas leichter lesbar, aber nicht weniger erschütternd. Ich fand die Erzählweise für diese Geschichte sehr gelungen.
Der Roman hat gar nicht so viele Seiten und trotzdem steckt so viel darin, ich nehme an, dass ganz viel davon Abbas Khider selbst erlebt hat oder Menschen, die er kennt und denen es so oder so ähnliche ergangen ist. Mich hat der Roman sehr berührt. Er hat mich wie so oft, wenn es um Rassismus und Umgang mit Geflüchteten geht, wütend, ratlos und betroffen gemacht. Das Buch fordert kein Mitleid, es jammert nicht, es erzählt nur, stellt einfach dar.
Ich bin wieder begeistert und freue mich auf viele weitere Romane aus der Feder des Autors!