Über eine Flucht aus dem Irak - sehr aktuell

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timphilipp Avatar

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Vieles von dem, was der Autor seinen Protagonisten Said erzählen lässt, ist wohl biografisch. Denn beide sind als junge Männer aus dem Irak über mehrere Stationen in verschiedenen Ländern nach Deutschland geflohen, um hier nach vielen Hürden Literatur zu studieren und letztlich Bücher zu schreiben. Said, inzwischen etwa 40 Jahre alt, begibt sich nach einem Anruf seines Bruders Hals über Kopf nach Bagdad, um noch einmal seine im Sterben liegende Mutter zu sehen. Auf der Reise gehen seine Gedanken immer wieder zurück an sein früheres Leben im Irak und die Stationen seiner späteren Flucht. Das eigentlich Faszinierende an den fragmentarischen Schilderungen ist, dass stets ungewiss bleibt, ob Saids Erinnerungen so tatsächlich zutreffen. Denn er leidet an einer Erinnerungsschwäche, der er mit einer Erinnerungsverfälschung entgegentritt. Doch egal, ob Said sich des fiktiven Ergänzens, des beliebigen Ausschmückens oder des unabsichtlichen Veränderns eigener bestehender Gedächtnisinhalte bemächtigt, herausgekommen ist auf jeden Fall ein packendes Schicksal eines Flüchtlings.
Sehr lesenswert gerade aktuell mit neuerlichen Flüchtlingsströmen.