Seiltanz über dem Abgrund

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Mit dem Roman “Der ewige Tanz” hat Steffen Schroeder ein Werk geschaffen, bei welchem er das sehr kurze Leben einer schillernden Künstlerin in den Fokus rückt und sie somit unvergessen macht.

Diese so schöne, eigensinnige und undurchschaubare Tänzerin lebte ein exzessives und selbstbestimmtes Leben, welches in der Zeit der 1920er Jahre als skandalös galt.
Sie verkörperte mit ihrer Authentizität und ihrem Mut neues zu Wagen, die neue Zeit. Auf der Bühne und in Dutzenden Filmen war sie ein Star, an welchem sich viele andere Künstler orientierten.

Anita Berber war eine ungewöhnliche Frau, welche sich ungern Zwängen unterzog.
Sie wuchs bei ihrer Großmutter Lu auf, die sie mit viel Liebe erzog und ihr vieles beibrachte, was das junge Mädchen nachhaltig prägte.
So zum Beispiel schärfte sie ihr ein, dass das Leben oft wie ein Seiltanz über dem Abgrund sei. Man müsse kleine Schritte machen, müsse seinen Blick immer nach vorn richten. Nicht nach links und nicht nach rechts sehen und erst recht nie, nie, nie nach unten. Dann käme man sicher auf der anderen Seite an.
Von ihrer eigenen Mutter wurde Anita wenig akzeptiert. Sie, die selbst auch als Künstlerin arbeitete, gab ihr stets das Gefühl, nicht gut genug zu sein und entzog ihr ihre Liebe.

Mit nur 29 Jahren stirbt diese Stilikone Anita Berber nach einem so kurzen, aber rasanten Leben. Sterbenskrank blickt sie auf ihr Leben zurück und erinnert sich an ihren verschollenen Vater und ihre geliebte Großmutter und an ihre erste große Liebe.

Steffen Schroeder hat sehr gut recherchiert, um das Leben dieser Frau, die ihm so außerordentlich imponiert hat, aufzuschreiben.
Er hat damit erreicht, dass viele Leser diese Künstlerin kennenlernen dürfen, wofür ich sehr dankbar bin.
Entstanden ist ein sehr interessanter Roman, der uns in eine für uns völlig unbekannte Zeit entführt und uns erlaubt, mit dieser fantastischen Frau eine Weile zu fühlen, zu leben und zu leiden.
Eine klare Leseempfehlung.