Bleibt hinter meinen Erwartungen zurück

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suse9 Avatar

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Gefällt einem ein Buch eines Autoren, dann erwartet man natürlich von dem Nachfolgeroman ein ebensolches Lesevergnügen. Deshalb waren meine Ansprüche an „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ auch hoch, konnte ich mich doch noch gut an das wohlige Gefühl erinnern, welches der umarmende Schreibstil des Autors von „Leon und Louise“ in mir auslöste. Die ersten Seiten versprachen dann auch eine interessante Handlung, verpackt in Worte, die mir gefielen und sich angenehm lesen ließen.

 

Laura d`Oriano, die angehende Sängerin, Emile Gilliéron, der Kunststudent und der friedliche Felix Bloch haben nichts miteinander gemeinsam. Sie alle jedoch könnten sich an einem Tag im November 1924 auf dem Hauptbahnhof in Zürich getroffen haben. Dies zumindestens stellt der Autor in den Raum und spinnt den Faden weiter. Er lässt uns träumen, dass sich die Lebenswege der drei Protagonisten kurz gekreuzt haben könnten. Ein kurzer Blick, ein schneller Gruß, ein flüchtiger Gedanke und schon geht jeder wieder seiner Wege. Ob und wann sich die Drei wiedersehen werden, bleibt abzuwarten und Alex Capus versteht es hervorragend, den Leser neugierig zu machen.

 

Gerne ließ ich mich auf die Geschichte ein und folgte Laura, Felix und Emile auf ihren Lebenswegen. Da ich im Vorfeld nie die Inhaltsangabe eines Buches lese, weil immer schon viel zu viel verraten wird, war ich dann im Weiteren auch überrascht, dass der Roman eine ganz andere Richtung einschlug, als ich erwartete. Weder hatte ich von einem der Protagonisten schon gehört noch war mir klar, dass sich Capus daran gemacht hatte, deren Biografien aufzuschreiben. Nun liegt der Fall allerdings so, dass ich nicht sehr gerne Biografien lese, sondern die Romanform bevorzuge. Man kann zwar nicht davon sprechen, dass „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ ein Sachbuch an sich ist und Capus versteht es auch geschickt, fiktives mit historisch Belegtem zu verbinden, aber dennoch langweilten mich die technischen Probleme, die Bloch zu lösen hatte, zunehmend. Auch konnte ich mich nicht völlig in das Leben von Gilliéron hineindenken, obwohl es schon interessant war zu lesen, wie leicht sich die Welt blenden lässt. Auch Lauras Welt war nicht so ganz für mich nachvollziehbar.

 

Sicher ist es nicht dem Autor anzulasten, dass ich mit Biografien nichts anzufangen weiß und lieber  mit einer richtigen Handlung, die wörtliche Rede enthält, Spannung aufbaut, Bilder vor meinen Augen entstehen lässt, in das Leben eines Protagonisten eintauche. Aber dies ist ja meine Rezension und ich war nun einmal enttäuscht von dem Buch. Sei es nun, weil ich mit falschen Vorstellungen herangegangen bin oder der Spannungsbogen nicht bis zum Schluss gehalten werden konnte, mir gefiel das Buch nicht. Die Themen interessierten mich nicht und ob sie alle drei Helden waren? Nun, da gäbe es sicher noch viel Diskussionsstoff.

 

Allerdings ist die Aufmachung des Buches sehr schön. Sowohl der Schutzumschlag als auch der Buchrücken sind von sehr guter Qualität. Auch der Schreibstil von Alex Capus kann verzaubern und jeder, der Biografien mag, wird sicher Freude beim Lesen haben. Nur leider gehöre ich nicht dazu.