Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

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Der Autor erzählt – wie der Titel schon sagt – die Lebensgeschichte eines Kunstfälschers, einer Sängerin, die zur Spionin wird, und eines Physikers, der am Bau der Atombombe beteiligt ist, wobei der Klappentext hier irreführend ist, den eigentlich wird die Lebensgeschichte des Fälscher-Vaters erzählt, die des Sohnes hängt nur hintendran, er ist mehr oder weniger der Nachlassverwalter. Allerdings ist er derjenige, der zeitlich zur fiktiven Begegnung am Züricher Bahnhof passt, so dass dieses Konstrukt durchaus Sinn erhält. Die Geschichte beginnt früh, das Fälschen, das Spionieren und das Bombenbauen findet erst am Schluss statt.

Der Schreibstil des Autors ist – man kann es nicht anders ausdrücken – sehr elegant. Er hat einen leisen, hintergründigen Humor, der bis hin zum Sarkasmus geht. Das Buch liest sich wie Butter, man will es nicht mehr aus der Hand legen.

Dem Autor gelingt das Kunststück, drei Biographien, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, parallel zu erzählen und miteinander zu verknüpfen. Die Übergänge von einer Person zur anderen schafft er fließend, indem er rote Fäden aufnimmt und selbst wenn ein Übergang „im Sprung“ erfolgt, schmälert das das Lesevergnügen nicht.

Knapp 300 Seiten sind für drei Biographien natürlich ein bisschen knapp, von daher geht es teilweise im Galopp durch die Zeit, aber der Autor beherrscht diesen Galopp meisterhaft. Der Roman bleibt Roman und mutiert nicht zum Einkaufszettel, auf dem nur abgehakt wird. Viele Autoren wollen einen Roman schreiben und schaffen nur eine Aufzählung von einzelnen Szenen, hier ist es umgekehrt. Der Autor nimmt sich Zeit und hetzt nicht durch sein Buch. Selbst wenn er nur noch 30 Seiten hat, um es zu Ende zu bringen und die Geschichten aufzulösen, verweilt er bei roten Pfefferschoten und schwarzem Mais, um eine Szene zu beschreiben.

Bei Biographien ist es immer bedauerlich, dass man nie so genau weiß, was real ist und was Fiktion. Hier gibt der Autor einige Hinweise auf letzteres, was ich sehr positiv fand.

Alles in allem ein wunderschönes Buch, das sich auf jeden Fall zu lesen lohnt. Es ist nur schade, dass es nicht 200 Seiten mehr hat, dann hätte das ein oder andere noch vertieft werden können.